1945 | 2020 Anhaltend große Nachfrage nach Auskünften zu sowjetischen Kriegsgefangenen – eine Auswahl
13.05.20
Die Dokumentationsstelle Dresden verzeichnet weiterhin ein gewaltiges Interesse an der Klärung des Verbleibs von Angehörigen der Roten Armee, die infolge des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion in deutsche Gefangenschaft gerieten oder die noch heute als vermisst gelten. Seit Jahresbeginn gingen fast 700 Anfragen ein. Zur Veranschaulichung der Bandbreite sowie der Art und Weise der Anfragen sind einige Auskunftsersuchen im Weiteren dokumentiert.
Sie kommen inzwischen weniger von den Kindern der Soldaten, sondern mehr von Enkeln und Urenkeln. Die Suchanfragen erreichen die Dokumentationsstelle vor allem über E-Mail, den russischsprachigen Antrag auf Auskunft von der Website, über Briefpost und inzwischen auch über den Instagram-Account der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Schätzungsweise jede zehnte Anfrage betrifft kriegsgefangene Soldaten, die im früheren Wehrkreis IV registriert wurden.
Die im Rahmen eines Forschungsprojektes zwischen 2000 und 2014 entstandene Personendatenbank mit mehr als 900 000 Datensätzen, die auf der russischsprachigen Webseite der Stiftung Sächsische Gedenkstätten in Teilen durchsuchbar und in zahlreichen russischsprachigen Portalen zum Thema verlinkt ist, dient als Anlaufstelle.
Über Instagram:
Anfrage des Staatsarchivs des Tulaer Gebiets:
Mailanfrage mit Screenshot des entsprechenden Datenbankeintrags
Anfrage mit russischsprachigem Antrag auf Auskunft zu einem Vermissten: „Fand im Archiv Ihrer Organisation unter der ID 839055 vermutlich Informationen über ihn.“
Eine sehr freundliche russisch-deutsche Anfrage:
Klassisch per Luftpost:
Kurz und knapp:
Auch das gibt es: Suche nach einem Angehörigen, der in der Gefangenschaft die Seiten gewechselt und in der Waffen-SS gekämpft hat. Der Platz auf dem Antrag reicht nicht aus ...
Eine Anfrage zu einem Datenbankeintrag direkt aus dem Mobiltelefon:
Einige Anfragende schreiben in Englisch. Hier führt eine jahrelange Suche zu einer unerwarteten Information: „Ich fand 2019 Ihre Website und gab den Namen des Bruders meines Großvaters ein und war wirklich schockiert, weil geschrieben stand, dass er 1945 entlassen wurde. (...) Ich versuchte seinen Namen unter den befreiten Soldaten zu finden, die später in den GULAG geschickt wurden, aber ich fand keine Spur von ihm.“
Abschließend eine typische Anfrage zum Urgroßvater in Russisch, der vier Dokumente von der Website obd-memorial.ru beigefügt waren: „Aber in ihnen ist nicht geschrieben, ob er im Lager umkam oder nicht. Auch seine Grabstätte ist unbekannt. Und auch sein Todesdatum.“ Der Brief endet: „Ich hoffe sehr auf Ihre Hilfe und erwarte sehr Ihre Antwort. Sein Sohn (mein Großvater) lebt noch. Er hat ihn nie gesehen und möchte das Schicksal seines Vaters erfahren und wo er begraben ist. Ich bitte Sie, helfen Sie ihm und unserer ganzen Familie zu erfahren, wie sich sein Schicksal entwickelt hat.“
Kontakt:
Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Tel. 0351 4695548
bert.pampel@stsg.de
www.dokst.de