1945 | 2020 Kalenderblatt: Im Schatten von Torgau – erste Begegnung von US-Soldaten und Rotarmisten auf deutschem Boden am 25. April 1945 in Strehla, Lorenzkirch und Kreinitz
27.04.20
Am 22. April 1945 sprengten Wehrmachtssoldaten die zwischen den nordsächsischen Ortschaften Strehla und Lorenzkirch gebaute Notbrücke über die Elbe. Die Sprengung erfolgte, obwohl sich noch Flüchtlinge mit ihren Fuhrwerken darauf befanden. Einheiten der Roten Armee nahmen daraufhin die anliegenden Elbwiesen in Lorenzkirch unter Beschuss und töteten dabei Zivilisten, die auf ihre Überquerung der Elbe warteten. In den Folgetagen besetzten sie die östlichen Elbdörfer und bereiteten die Überquerung des Flusses vor. Im Westen hatten die Verbände der 1. US-Armee nach der Besetzung Leipzigs ihren Vormarsch an der Mulde gestoppt.
Die 69. US-Infanteriedivision entsandte mehrere Patrouillen in Richtung Elbe und es kam am 25. April vormittags in Lorenzkirch zur ersten Begegnung von amerikanischen und sowjetischen Soldaten auf deutschem Boden. Der amerikanische Leutnant Albert Kotzebue überquerte mit einem Elbkahn von der Fährstelle Strehla kommend die Elbe und legte am Ostufer an der Fährstelle in Lorenzkirch an.
Dort trafen die US-Soldaten inmitten einer sehr großen Zahl von Leichen (Zivilisten und Wehrmachtssoldaten) auf den Elbwiesen Oberstleutnant Alexander Gordejew, Kommandeur des sowjetischen Garde-Schützen-Regiments 175, das zur 58. Garde-Schützen-Division der Roten Armee gehörte. Angesichts des bedrückenden Rahmens erklärte der ebenfalls anwesende leitende Politoffizier der Division, Oberst Karpowitsch, Leutnant Kotzebue, dass Lorenzkirch mit dem Leichenfeld für heroische Fotoaufnahmen ungeeignet sei.
Die US-Soldaten kehrten daraufhin in Begleitung sowjetischer Offiziere wieder nach Strehla zurück. Von dort fuhr die Kotzebue-Patroullie flussabwärts nach Görzig, um mittels einer Seilfähre Fahrzeuge und alle Soldaten nach Kreinitz überzusetzen. Dort angekommen, kam es am 25. April 1945 um 13.30 Uhr schließlich zur zweiten Begegnung.
Dieses Treffen wurde auf sowjetischer Seite als erste Begegnung protokolliert. Da sich aber der Kommandeur der 69. US-Infanteriedivision, General Reinhard mit General Russakow, dem Kommandeur der 58. Garde-Schützen-Division am 26. April 1945 in Torgau traf, ist das erste Aufeinandertreffen der Alliierten in Strehla, Lorenzkirch und Krenitz nur wenig bekannt.
Im Gasthof Kreinitz befindet sich ein ehrenamtlich geführtes Museum mit Ausstellungsstücken zu den Ereignissen am 25. April 1945. Denkmale erinnern an die Begegnung an den Fährstellen Strehla und Lorenzkirch sowie am Elbufer in Kreinitz. Der Elbkahn, der für die Überfahrt genutzt wurde, ist im Schloss Strehla zu besichtigen.
Kontakt und weitere Informationen:
Nora Manukjan (Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
nora.manukjan@stsg.de
Tel.: 03525 510472