ENDE DER WEHRMACHTJUSTIZ | „Handschlag An der Elbe“
(25. April 1945)
Am 25. April 1945 endete das Unrecht der Wehrmachtjustiz in Torgau. An diesem Tag traf eine kleine amerikanische Aufklärungspatrouille unter dem Kommando von Bill Robertson in der Stadt ein. Die vier US-Soldaten war wegen des Wehrmachtgefängnisses Fort Zinna nach Torgau gekommen. Dort vermuteten sie eigene Kameraden in Haft. Auf der anderen Seite der Elbe hatten sich bereits sowjetische Truppen einquartiert. Am Nachmittag dieses Tages kam es zu der legendären Begegnung der amerikanischen und sowjetischen Soldaten auf der zerstörten Torgauer Elbbrücke.
Während amerikanische und sowjetische Soldaten in Torgau am 25. April 1945 und in den folgenden Tagen die Begegnung feierten, mussten die vielen Gefangenen der Torgauer Wehrmachtgefängnisse auf den Gewaltmärschen noch Tage und Woche bis zu ihrer Befreiung bangen. Es ist nicht bekannt, wie viele von ihnen unterwegs umkamen. Etliche wurden willkürlich von den Wehrmachtaufsehern erschossen oder nach dem Schnellurteil eines Standgerichts hingerichtet.
Im Wehrmachtgefängnis Fort Zinna waren zu diesem Zeitpunkt noch kranke und eine größere Zahl ausländische Inhaftierte anzutreffen. Sie waren zurückgelassen worden, als Tausende Gefangene in den vorherigen Tagen aus den beiden Wehrmachtgefängnissen Brückenkopf und Fort Zinna in Torgau auf brutale Räumungsmärsche in verschiedene Himmelsrichtungen getrieben worden waren. Noch am Vortag hatten die Wachleute frühmorgens eine letzte Gruppe von Gefangenen aus dem Fort Zinna in Richtung Nordwesten losgeschickt.
Das Wehrmachtgefängnis Brückenkopf war bereits seit Mitte April aufgeben. Am Morgen des 25. April 1945 verließen dann die Wachmänner das Wehrmachtgefängnis Fort Zinna. Wie die letzten deutschen Soldaten, die frühmorgens noch beide Torgauer Elbbrücken sprengten, flüchteten sie vor den anrückenden amerikanischen Truppen.
Die Häftlinge im Fort Zinna hatten anschließend vorsichtshalber eine Rot-Kreuz-Fahne gehisst, um nicht beschossen zu werden. Unter der Führung des französischen Häftlings André Levacher, der als Kriegsgefangener von einem deutschen Militärgericht zur Haft im Fort Zinna verurteilt worden war, hatten sie sich um die Kranken gekümmert und die Häftlinge mit Essen versorgt. Die Ankunft des amerikanischen Jeeps am Fort Zinna brachte ihnen die Gewissheit, dass sie nun endlich frei waren.
Bill Robertson wusste, dass im Wehrmachtgefängnis Brückenkopf auf der anderen Seite des Flusses bereits sowjetische Truppen lagen. Einmal in Torgau, wollte er nun auch mit ihnen zusammentreffen. Die amerikanische Patrouille begab sich zum Torgauer Schloss Hartenfels am Flussufer. Am Nachmittag reichten sich der Aufklärungsoffizier der US Army Bill Robertson und der Leutnant der Roten Armee Alexander Silwaschko auf den Trümmern der Brücke erleichtert und glücklich über den militärischen Schulterschluss die Hände.
Das Foto des amerikanisch-sowjetischen „Handschlags an der Elbe“ in Torgau, das am folgenden Tag als nachgestellte Aufnahme entstand, verbreitete sich in rasender Eile weltweit. Das Zusammentreffen der verbündeten Truppen an diesem 25. April 1945 an der Elbe – in Torgau und an anderen Orten – bedeutete einen Meilenstein im gemeinsamen Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland. Der Sieg war nun zum Greifen nah.
Eine vom Erinnerungsort Torgau und der Stadt Torgau gemeinsam zum 75. Jahrestag des Kriegsendes im Jahr 2020 herausgegebene Broschüre erzählt mit vielen Fotos und kurzen Texten anschaulich von der legendären Begegnung der verbündeten Truppen, von der Geschichte der Wehrmachtjustiz und von der lebendigen Erinnerungskultur des „Elbe Day“ in der Gegenwart.
Die Broschüre kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.
Broschüre "Elbe Day 1945 – 2020" (deutsch) als PDF Datei (7 MB)
Broschüre "Elbe Day 1945 – 2020" (englisch) als PDF-Datei (7 MB)