1945 | 2020 Kalenderblatt: Räumung der Wehrmachtgefängnisse Fort Zinna und Brückenkopf in Torgau vor 75 Jahren
14.04.20
Vor 75 Jahren, vom 14. bis zum 17. April 1945, ließ die Wehrmacht die beiden Gefängnisse Fort Zinna und Brückenkopf in Torgau räumen. Viele tausend Gefangene wurden tage- und wochenlang auf gewaltsame, strapaziöse Märsche ins Ungewisse geschickt. Sie waren von der Haft entkräftet – wie viele von ihnen umkamen, ist heute nicht bekannt. Überlebende berichteten später von willkürlichen Erschießungen und standrechtlichen Hinrichtungen.
Die Häftlinge des Gefängnisses Brückenkopf wurden am 14. April 1945 zur Evakuierung gezwungen. Erst nach drei Wochen, am 8. Mai 1945, trafen sie im Erzgebirge auf amerikanische Truppen und waren endlich frei. Die Gefangenen aus dem Fort Zinna wurden in mehreren Anläufen aus dem Gefängnis getrieben. Am Abend des 14. April 1945 stellte eine Sonderkommission eine Bewährungstruppe für die Front von etwa 3 000 Häftlingen zusammen. Als „wankende Gestalten“, wie der Überlebende Johannes Baltzer den Zug der Gefangenen später bezeichnete, sollten sie noch in die letzten Verteidigungskämpfe geworfen werden.
Am 15. April 1945 mussten dann etwa 7 000 Gefangene aus dem Fort Zinna in Richtung Dresden aufbrechen. Die kranken und die alliierten Häftlinge blieben zurück. Weil die Kampfhandlungen näher rückten, wurden die Gefangenen mitten in der Nacht nach Torgau zurückgeführt. „Der Marsch wurde für uns immer unerträglicher, da wir uns in den vorhergehenden 4 – 5 Monaten nur mit Fußketten fortbewegen konnten“, beschrieb der Luxemburger Pierre Fah seine Qualen. Am folgenden Tag, dem 17. April 1945, mussten die Häftlinge sich erneut auf den Weg machen. Ein Teil von ihnen wurde bis in die Tschechoslowakei getrieben und dort von amerikanischen Truppen befreit. Weitere Märsche führten in Richtung Thüringen und nach Österreich.
Auch das Reichskriegsgericht setzte sich am 14. April 1945 aus Torgau ab. In zehn Güterwaggons nahmen die Wehrmachtsrichter ihre Akten mit. Sie wollten in Freising bei München ihr neues Quartier aufschlagen. In Bayerisch-Eisenstein an der bayerisch-tschechoslowakischen Grenze gerieten sie schließlich in Kriegsgefangenschaft.
Kontakt:
Elisabeth Kohlhaas (DIZ Torgau, Ausstellungsbetreuung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
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