Stiftung Sächsische Gedenkstätten trauert um den langjährigen Vorsitzenden des Bautzen Komitees Harald Möller
10.12.19
Harald Möller ist am vergangenen Mittwoch, den 4. Dezember, im Alter von 91 Jahren verstorben. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten trauert um den Ehrenvorsitzenden des Bautzen Komitee e. V. und spricht seiner Familie tiefes Beileid aus. Harald Möller war als Vorsitzender des Opfervereins mehrere Jahre Mitglied im Stiftungsbeirat und setzte sich unaufhörlich dafür ein, an die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft zu erinnern und begangenes Unrecht aufzuarbeiten.
Harald Möller wurde 1948 unter dem Vorwurf der Spionage und antisowjetischen Propaganda verhaftet. Der damals zwanzigjährige angehende Lehrer lebte in Thüringen unmittelbar an der Zonengrenze. Er besuchte Freunde im westlichen Teil Deutschlands und brachte von dort Zeitungen mit nachhause. Ein sowjetisches Militärgericht verurteilte ihn zu zweimal 25 Jahren Haft. Aus dem NKWD-Untersuchungsgefängnis in Weimar wurde er 1948 in das sowjetische Speziallager Bautzen verlegt.
Im „Gelben Elend“ litt Harald Möller mit tausenden weiterer Haftkameraden unter den unmenschlichen Haftbedingungen. Er erkrankte an offener Tbc und überlebte nur, weil ihm andere Gefangene mit medizinischen Kenntnissen notdürftig helfen konnten. Im März 1950 erlebte er den Bautzener Häftlingsaufstand mit, der von der DDR-Volkspolizei brutal niedergeschlagen wurde. Harald Möller war insgesamt acht Jahre in Bautzen inhaftiert, bis er 1956 in die Bundesrepublik entlassen wurde.
Er lebte in Bremen und Neuss am Rhein und besuchte die Höhere Handelsschule in Düsseldorf. Ab 1961 war Harald Möller als Regierungsinspektor und ab 1968 als Prüfungsbeamter in Düsseldorf tätig. Neben seiner Beamtenlaufbahn setzte er sich in den vergangenen 60 Jahren erst in der alten Bundesrepublik, später im vereinten Deutschland dafür ein, das begangene Unrecht aufzuarbeiten und an dessen Opfer zu erinnern. Am Ort seines früheren Leidens war er zwischen 2003 und 2013 der Vorsitzende des Bautzen Komitee e. V. Dort und in ganz Deutschland berichtete der Träger des Bundesverdienstkreuzes bis zuletzt als Zeitzeuge von seiner Haft. Er war eine kritische Stimme in der DDR-Aufarbeitung und genoss in seiner Gremientätigkeit großes Ansehen.
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten wird Harald Möllers Andenken immer in Ehren halten und sein Wirken nie vergessen.
Kontakt:
Siegfried Reiprich (Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Geschäftsführer)
Tel.: 0351 4695540
siegfried.reiprich@stsg.de
Dr. Julia Spohr (Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel.: 0351 4695545
julia.spohr@stsg.de