Sächsische Zeitung: Jugendliche graben nach Resten der Entlausungsbaracke
11.08.2010
Antje Becker
Jacobsthal. Gestern startete das internationale Jugendcamp auf dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager.
Der viele Regen der vergangenen Tage hat die Vegetation in der Gohrischheide nach oben schießen lassen und viel Arbeit für die 14 Jugendlichen aus der ganzen Welt hinterlassen. Denn bevor sie an die eigentliche Ausgrabung der Reste des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Jacobsthal gehen können, heißt es für sie, Gras und Büsche zurückzuschneiden. Gestern wurde das achte Workcamp – eine gemeinsame Initiative von der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, dem gleichnamigen Förderverein und dem Service Civil International (SCI) – offiziell eröffnet.
Die meist um die 20 Jahre alten Freiwilligen kommen aus Russland, der Ukraine, Spanien, Deutschland, der Türkei und sogar aus Japan. Unter Anleitung der Berliner Archäologin und Denkmalpflegerin Bärbel Schulz werden sie drei Wochen lang nach den baulichen Resten jenes Lagers suchen, in dem das Naziregime 1941-1945 einst bis zu 200 000, vor allem russische Soldaten gefangen hielt. Etwa 30 000 von ihnen überlebten Jacobsthal nicht. Aktuell ist das Areal in der Gohrischheide aus Naturschutzgründen und wegen eventuell noch dort liegenden Kampfmitteln gesperrt, aber perspektivisch soll hier einmal ein Geschichtspfad an die Historie des Ortes erinnern. Die Entlausungsbaracken zum Beispiel könnten dann gezeigt werden. Oberirdisch ist von ihnen zwar nichts mehr zu sehen, allerdings sind noch Teile der Fundamente aus Beton erhalten. Nach ihnen wird nun ebenfalls gesucht, wie auch nach den beiden Küchenhäusern des Lagers, kündigte Bärbel Schulz an.
Am Montag hatten die Jugendlichen bereit an einer Aufräumaktion auf dem Gelände der Ehrenhain-Gedenkstätte teilgenommen, sagte Leiter Jens Nagel. Mit den Freiwilligen eines Workcamps des Volksbundes aus Pirna schafften sich insgesamt etwa 50 Jugendliche und beseitigten die noch immer sichtbaren Tornado-Schäden.