Führungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
In regelmäßigen Abständen führen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen durch die Gedenkstätte Bautzen und teilen ihre persönlichen Erfahrungen als politische Gefangene in der DDR. Zudem kommen jedes Jahr zum Tag des offenen Denkmals viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zusammen, um mit den Besucherinnen und Besuchern der Gedenkstätte ins Gespräch zu kommen.
Manfred Matthies verhalf Menschen zur Flucht aus der DDR. Er grub Tunnel unter der Mauer in Berlin, fälschte Passierscheine oder versteckte Flüchtlinge in Autos. 1972 wurde er verhaftet, von einem DDR-Gericht zu 13 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und kam in die Stasi-Sonderhaftanstalt Bautzen II.
Die West-Berlinerin Sigrid Grünewald engagierte Anfang der 1980er Jahre eine professionelle Fluchthilfeorganisation, um ihren Verlobten aus der DDR zu holen. Ein Fluchtversuch im September 1981 schlug fehl. Bei ihrem nächsten DDR-Besuch wurde Sigrid Grünewald gemeinsam mit ihrem Verlobten festgenommen. Wegen „versuchten staatsfeindlichen Menschenhandels“ zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, kam sie 1982 in die Stasi-Sonderhaftanstalt Bautzen II.
Fr. 29.11.2024 um 17 Uhr
Sa. 30.11.2024 um 11 + 14 Uhr
So. 01.12.2024 um 11 + 14 Uhr
Thomas Raufeisen ist 16 Jahre alt, als sein bisheriges Leben in der Bundesrepublik abrupt endet. Jahrelang arbeitete sein Vater Armin als Auslandsspion für die Stasi. Um einer drohenden Enttarnung und Verhaftung in der Bundesrepublik zu entgehen, reist Armin Raufeisen mit seiner Familie nach Ost-Berlin. Erst hier erfährt Thomas von der Spionagetätigkeit seines Vaters. Die Familie versucht vergeblich, sich im Sozialismus der DDR einzurichten. Unter dem Vorwurf der versuchten Republikflucht und Spionage werden Thomas Raufeisen, sein Vater und seine Mutter 1981 verhaftet und nach ihrer Verurteilung in die Stasi-Sonderhaftanstalt Bautzen II eingeliefert.
„Es war das Gefühl, dass man nicht lebte, sondern gelebt wurde“, nennt Gerhard Vahldiek den Grund für die Flucht. 1983 versucht er mit zwei Freunden über die Grenze der ČSSR nach Bayern zu gelangen, um so aus der DDR zu fliehen. Beim Fluchtversuch wird er angeschossen und schwer verletzt. Zwei Jahre und vier Monate Haft lautet das Urteil. Im Januar 1984 kam er in die Stasi-Sonderhaftanstalt Bautzen II.
1. Weihnachtsfeiertag Mi. 25.12.2024 um 11 + 14 Uhr
2. Weihnachtsfeiertag Do. 26.12.2024 um 11 + 14 Uhr
Gerd Last wird im Januar 1967 zusammen mit 14 Besatzungsmitgliedern eines U-Boot-Jagdschiffs der DDR-Volksmarine festgenommen. Unzufrieden mit den schlechten Lebensbedingungen und enttäuscht vom politischen System in der DDR, hatten einige der Matrosen ihre Flucht in den Westen beschlossen. Durch Verrat eines Besatzungsmitglieds erhält die Staatssicherheit Kenntnis von dem Vorhaben. Obwohl Gerd Last bereits Monate zuvor von dem Fluchtvorhaben Abstand genommen hat, wird auch er während eines Landurlaubs in Halberstadt festgenommen. Im April 1967 wird Gerd Last wegen »versuchter Fahnenflucht mit Gewaltanwendung« zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Zur Verbüßung der Haft wird er mit seinen Kameraden nach Bautzen II eingewiesen.
Andreas Herzog wächst in der Oberlausitz auf und wird vom MfS geworben, seinen Wehrdienst im Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ abzuleisten. Er kommt im Frühjahr 1976 nach Berlin. Doch während der Dienstzeit realisiert er schnell: Seine Welt wird immer zwischen dem Dreiländereck und der Ostsee enden. Die mangelnde Meinungsfreiheit lässt seine Unzufriedenheit nur noch wachsen. Gemeinsam mit einem beim Wachregiment kennengelernten Freund entwickelt er die Idee, die DDR zu verlassen.
Der Plan wird verraten und beide kommen von 1978-1983 nach Bautzen II, wo sie sich eine Zelle teilen. Als Herzog eine hausinterne Arreststrafe verbüßen muss, bringt ein Mithäftling seinen Freund beinahe um. Nach der Haftentlassung siedelt Andreas Herzog in die Bundesrepublik über.
Gerhard Bause ist ein Protestschreiben zum Verhängnis geworden. 1985 stellen Dorit und Gerhard Bause ihren Ausreiseantrag in die Bundesrepublik. Um ihren Freiheitswillen zu verdeutlichen, verfassen Gerhard und Dorit Bause mit Freunden in Leinefelde eine Resolution, in der sie die Freilassung der zu Unrecht inhaftierten Bürgerrechtler forderten. Im Februar 1988 werden beide von der Stasi festgenommen. Gerhard Bause wird zu einem Jahr und zehn Monaten verurteilt, Dorit Bauses Urteil lautet auf sechs Monate. Fast zwei Jahre lang wird Gerhard Bause als politischer Häftling des SED-Regimes in verschiedenen Gefängnisse u.a. in Bautzen II von der Außenwelt isoliert. Erst während des Umbruchs im November 1989 wird er durch Amnestiebeschluss aus der Sonderhaftanstalt Bautzen II entlassen. Zur Verarbeitung fängt er an zu schreiben. Die Texte erzählen von seiner Inhaftierung, vom trostlosen Alltag, von Ohnmachtsgefühlen, Ängsten, Sehnsüchten und Hoffnungen und den Schwierigkeiten des Überwindens der Erlebnisse.