Erfassung der in Altscherbitz während des Zweiten Weltkrieges verstorbenen Patienten abgeschlossen
22.05.19
Im Mai 2018 konnte die Erfassung der während des Zweiten Weltkrieges in der Heil- und Pflegeanstalt Altscherbitz bei Schkeuditz verstorbenen Patienten abgeschlossen werden. Dafür wurden die Sterbebücher der Anstalt sowie erhaltene Patientenunterlagen im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig umfangreich ausgewertet. Zwischen 1939 und 1945 starben in Altscherbitz über 2 800 Menschen.
Die Psychiatrie in Altscherbitz bei Schkeuditz, das bis 1945 preußisch war, diente bereits 1940 und 1941 als sogenannte Zwischenanstalt. Über 1 300 Menschen wurden in dieser Zeit von dort zur Ermordung in die Tötungsanstalt Bernburg verlegt. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde Altscherbitz verstärkt zur Unterbringung von Patienten genutzt, die verschiedene NS-Behörden aus „kriegswichtigen“ Gründen verlegen ließen. Tatsächlich sollten die Psychiatriepatienten Platz für nicht psychisch kranke Patienten machen, da wegen des Luftkrieges im Deutschen Reich zunehmend Krankenhausbetten fehlten. So kamen unter anderem Menschen aus dem Rheinland, Schleswig-Holstein und Berlin in die Anstalt. Die meisten starben dort innerhalb weniger Monate aufgrund der schlechten Lebensbedingungen.
Die Erfassung der Altscherbitzer Opfer erfolgte im Rahmen des >> Gedenkbuchprojektes der Stiftung Sächsische Gedenkstätten|Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. Das Projekt erfasst die aus Sachsen stammenden oder in sächsischen Psychiatrien zwischen 1939 und 1945 verstorbenen Psychiatriepatienten. Bislang wurden über 17 000 Verstorbene erfasst. Angehörige und Wissenschaftler können bei der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein einen >> Antrag auf Auskunft zu Personen stellen.
Kontakt:
Hagen Markwardt
(Wissenschaftliche Dokumentation, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein)
hagen.markwardt@stsg.de
Tel. 03501 710963