Dokumentationsstelle Dresden präsentiert neue Online-Biografien von Verurteilten sowjetischer Militärtribunale (SMT)
17.04.19
Hans-Joachim Wetzki (geboren 1929) war 16-jährig als angeblicher Unterführer einer „Werwolf“-Gruppe in Dahlwitz bei Berlin wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Untergrundorganisation mit zehn Jahren „Besserungsarbeitslager“ bestraft worden. Aufgrund seiner Vollmacht zur Akteneinsicht konnten die Hintergründe der Verhaftung und Verurteilung durch Einblick in die Strafakte erhellt werden. Zwei weitere Mitglieder der vermeintlichen Organisation, Heinz Schmauks und Wolfgang Fricke, wurden nach einem Todesurteil am 3. Juli 1946 im Alter von 17 bzw. 15 Jahren erschossen.
Hans-Joachim Wetzki gehört zu den namentlich bekannten 13 041 Deutschen, die seit 1992 aufgrund des „Gesetzes der Russischen Föderation über die Rehabilitierung von Opfern politischer Repressionen“ rehabilitiert wurden. Eine am 5. April 2019 aktualisierte Übersicht ihrer Namen mit Geburtsdatum und Geburtsort ist nun auf der Website der Dokumentationsstelle abrufbar.
Ist die gesuchte Person nicht in dieser Online-Datenbank verzeichnet, so besteht die Möglichkeit, bei der Hauptmilitärstaatsanwaltschaft in Moskau eine Überprüfung zu veranlassen bzw. dort vorliegende Ergebnisse abzurufen. Der Antrag kann über die Dokumentationsstelle der Stiftung gestellt werden.
Im Falle von Kurt Friedrich (1901–1945) führte ein solcher Antrag nicht zur Rehabilitierung. Die Spur des Glasermeisters aus Küstrin hatte sich nach Eroberung der Stadt durch die Rote Armee im März 1945 verloren. Seine Ehefrau und seine drei Kinder, die vor der Besetzung von Küstrin evakuiert worden waren, erhielten nie eine Nachricht über seinen Verbleib, bis der Sohn Dr. Helmut Friedrich über die Dokumentationsstelle Dresden den Antrag auf Überprüfung einer möglichen Verurteilung einreichte. 2011 teilte die Russische Hauptmilitärstaatsanwaltschaft daraufhin mit, Kurt Friedrich sei wegen angeblich schlechter Behandlung von Kriegsgefangenen erschossen worden. Helmut Friedrichs Einsprüche gegen die Entscheidung, die bis zum Obersten Gericht der Russischen Föderation führten, wurden allesamt abgewiesen, ohne dass seinem Anwalt auch nur eine Einsichtnahme in die Strafakte gewährt worden wäre.
Kontakt:
Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Tel. 0351 4695548
bert.pampel@stsg.de