Hans Corbat, Vorsitzender des Bautzen-Komitees von 1995-2000, ist nach langer Krankheit am 10. Juni 2010 in Hannover gestorben
21.06.10
Der langjährige Vorsitzende des Bautzen-Komitees, des Vereins ehemaliger politischer Häftlinge der Bautzener Gefängnisse, Hans Corbat, ist am 10. Juni 2010 nach langjähriger Erkrankung in Hannover verstorben. Corbat leitete zwischen 1995 und 2000 die Geschicke des Bautzen-Komitees und war in dieser Zeit auch Vorsitzender des Stiftungsbeirates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
Die derzeit amtierende Leiterin der Gedenkstätte Bautzen, Cornelia Liebold, bedauert den Tod von Corbat außerordentlich: „Mit Hans Corbat verlieren wir eine beeindruckende Persönlichkeit. Er zeichnete sich durch überwältigende Menschlichkeit, seine Fröhlichkeit und großes Engagement aus. Mit seinem Einsatz hat er die Aufarbeitung der Geschichte der Bautzener Gefängnisse vorangetrieben und den Aufbau der Gedenkstätte jederzeit mit Rat und Tat vorbildlich begleitet“.
Hans Corbat, geb. am 29. Juli 1926, wurde im August 1946 von einem sowjetischen Militärgericht zu 20 Jahren Lagerhaft verurteilt. Grund der Verurteilung war seine Weigerung, als Sozialdemokrat nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD der SED beizutreten. Für sein freiheitliches Engagement büßte er zehn Jahre als politischer Häftling in den Lagern und Gefängnissen der SBZ/DDR, unter anderem im „Gelben Elend“ in Bautzen.
Auch nach seinen Haftjahren setzte sich Corbat unermüdlich für Freiheit und Demokratie ein. Er berichtete immer wieder in Vorträgen, Lesungen und Publikationen anschaulich über die finsterste Zeit seines Lebens. In seinen Lebenserinnerungen beschrieb er eindrücklich das Leben in der Gefangenschaft, das von Hunger und Krankheiten geprägt war. Ein Leben lang bemühte er sich, die Erinnerung an seine verstorbenen Haftkameraden wachzuhalten. Für seinen Einsatz erhielt er 2009 das Bundesverdienstkreuz. Trotz aller erlebten Schrecken verlor Corbat nie seinen Humor und seine Lebenszuversicht.
Die Mitarbeiter der Gedenkstätte Bautzen und der Stiftung Sächsische Gedenkstätten werden Hans Corbat in dankbarer Erinnerung behalten.