Das Ende anonymen Gedenkens an die Opfer des Massensterbens sowjetischer Kriegsgefangener in Zeithain 1941 bis 1945
23.06.10
Zehntausende Opfer sollen in den nächsten Jahren auf den vier Kriegsgefangenenfriedhöfen auf dem Gebiet der Gemeinde Zeithain erstmals öffentlich namentlich geehrt werden. Im Anschluss an die Gedenkfeier anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Zeithain in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain am 23.04.2010 fand auf Vorschlag der Stiftung Sächsische Gedenkstätten eine erste öffentliche Präsentation eines Zwischenentwurfs für die Aufstellung von Namensträgern auf den vier Zeithainer Kriegsgefangenenfriedhöfen durch einen Vertreter des Sächsischen Ministeriums für Soziales und Verbraucherschutz sowie das Dresdner Architekturbüro May statt.
Die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain und der Förderverein gleichen Namens waren seit der Wiedereröffnung der Gedenkstätte 1999 darum bemüht, das jahrzehntelange Gedenken an ein anonymes Massensterben um die sich dahinter verbergenden Einzelschicksale zu ergänzen. Im April 2007 stellte auf Initiative von Gedenkstätte und Förderverein Ehrenhain Zeithain der damalige Landkreis Riesa-Großenhain den Antrag auf Aufstellung von Namensträgern auf den vier Kriegsgefangenenfriedhöfen.
Nachdem die erforderlichen Finanzmittel durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz im Januar 2010 bereitgestellt worden waren, beauftragte die Gemeinde Zeithain das Dresdner Architektenbüro May mit der Erarbeitung einer Konzeption für die Aufstellung von Namensträgern. Parallel dazu bildete sich auf Einladung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz im März 2010 eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der Gemeinde Zeithain, des Landesverbandes Sachsen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain sowie des Fördervereins gleichen Namens, um die Erarbeitung der Konzeption fachlich zu begleiten.
Dank des seit dem Jahr 2000 von der Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten geleiteten Forschungsprojektes zur Erfassung von in russischen, ukrainischen und weißrussischen Archiven lagernden Unterlagen der Kriegsgefangenenverwaltung der Wehrmacht konnten u. a. bislang knapp 24 000 Namen in Zeithain verstorbener Rotarmisten der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain zur Verfügung gestellt und im Internet veröffentlicht werden. Mit der Aufstellung der Namensträger könnte frühestens 2011 begonnen werden, sofern die dafür notwendigen Finanzmittel bereitstehen.
In Zeithain waren während des Zweiten Weltkrieges bis zu 30 000 sowjetische Kriegsgefangene überwiegend in Massengräbern anonym bestattet worden. Bis heute findet man an diesen Orten unermesslichen Leids keine Namen, die an die Toten erinnern. Die stetig steigende Zahl von Besuchern aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain beweisen, dass selbst 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch die nachfolgenden Generationen nach wie vor auf der Suche nach einem konkreten Ort der Trauer für ihre jahrzehntelang vermissten Angehörigen sind.
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges galten die Namen als verschollen. Das Massensterben der sowjetischen Kriegsgefangenen war während des Kalten Krieges bis zur deutschen Wiedervereinigung sowohl in West-, als auch in Osteuropa weitgehend tabuisiert. In der öffentlichen Erinnerung an die nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen wird diese Gruppe bis heute als weitgehend marginalisierte Opfer von Verfolgung und Vernichtung wahrgenommen.
Zwischenentwürfe für die Umgestaltung der vier Zeithainer Kriegsgräberfriedhöfe
Zwischenentwürfe für die Umgestaltung der vier Zeithainer Kriegsgräberfriedhöfe