Namen für Dresden - Öffentliche Namensnennung der Dresdner Luftkriegsopfer notwendig (Medieninformation des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Stadtverband Dresden und der Stiftung Sächsische Gedenkstätten)
03.06.10
In den letzten Tagen berichteten Dresdner Medien wiederholt über eine neue Debatte im Umgang mit den namentlich bekannten Toten des 13. Februar 1945. Verschiedene Mitglieder des Stadtrates haben sich dazu öffentlich geäußert. Die FDP-Fraktion forderte darüber hinaus in einer Presseerklärung vom 26. Mai 2010 eine Einbeziehung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. als beratende Institution in die Debatte.
Bezugnehmend auf diese öffentlichen Meinungsäußerungen erklären wir:
Ausgangsbasis für das künftige Gedenken an die Toten der Luftangriffe auf Dresden sollten die Arbeitsergebnisse der Historikerkommission sein. Diese hat sich in jahrelanger intensiver Arbeit darum bemüht, eine möglichst genaue und objektive Zahl der Getöteten zu ermitteln. Auf der Basis dieser Ergebnisse sollte die weitere Diskussion geführt werden.
Bei den Dresdner Luftkriegstoten handelt es sich um Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft im Sinne des Gräbergesetzes. Soweit sich Grabstätten erhalten haben, sind diese zu schützen und dauerhaft zu pflegen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche namenlose Tote aber auch namentlich bekannte Tote, für die keine Grabstätte existiert. Auch diese Getöteten haben Anspruch auf eine entsprechende Würdigung.
Das Andenken an einen Menschen kann nur gewahrt werden, wenn diesem ein Name und damit eine Identität gegeben wird. Öffentlichkeit und Angehörige haben deshalb ein Recht auf eine volle Namensnennung unter Einbeziehung der Lebensdaten. Persönlichkeitsrechte werden insofern nicht verletzt, da die Luftkriegstoten von Dresden wie andere Kriegsopfer auch, „öffentliche Tote“ sind, d.h. ihrer im gesellschaftlichen Kontext gedacht wird. Deshalb kann diese Frage nicht nur juristisch behandelt werden, sondern sollte auch vom humanitären Gesichtspunkt aus gesehen werden. Humanität und Pietät gebieten es, dass ein öffentlicher Ort der Trauer geschaffen wird, der zugleich der Möglichkeit zum individuellen Gedenken Raum lässt.
Die Debatte muss unter Einbeziehung der Angehörigen stattfinden. In dieser wichtigen Frage darf keinesfalls über die Köpfe der Betroffenen hinweg beraten oder entschieden werden. Das Bedürfnis vieler Dresdner nach einem zentrale Ort der Erinnerung sollte von der Politik ernst genommen werden. In diesem Zusammenhang kann sicherlich diskutiert werden, ob die auf dem Heidefriedhof bestehende Grabanlage mit Gedenkwand, die keine individuelle Kennzeichnung enthält, noch eine zeitgemäße Form des Erinnerns repräsentiert. Ängste vor einem möglichen Missbrauch durch radikale politische Strömungen müssen ernst genommen werden. Sie sollten jedoch nicht die Debatte beherrschen.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und die Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft erklären ihre Bereitschaft, die Landeshauptstadt Dresden und ihre Institutionen mit Rat und Tat bei der Suche nach einer künftigen Form des Gedenkens an die Toten der Dresdner Luftangriffe zu unterstützen. Die Initiative für einen solchen Diskurs muss allerdings vom Rat und von der Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Dresden ausgehen und sollte von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen werden.
Gisela Clauß, Vorsitzende Stadtverband Dresden im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Siegfried Reiprich, Geschäftsführer Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Holger Hase, Geschäftsführer Stadtverband Dresden im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Dr. Klaus-Dieter Müller, Leiter der Dokumentationsstelle Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Kontakt
Holger Hase, M.A. - Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Telefon 0163 / 88 299 54
Mail hase.dresden@googlemail.com
Internet www.volksbund-dresden.de
Dr. Klaus-Dieter Müller - Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft
Telefon 0351 / 469 55 48
Mail klaus-dieter.mueller@stsg.smwk.sachsen.de
Internet www.stsg.de