ZEIT-ONLINE: Fast ein Wunder. In den Konflikt um Sachsens Gedenkstätten kommt Bewegung – auch dank des Zentralrats der Juden
27.05.10
Von Oliver Reinhard
Es ist nur wenige Jahre her, dass die prekären Worte fielen: »Die roten Knüppel waren genauso hart wie die braunen.« Sie kamen aus dem Mund eines ehemaligen Häftlings des Stasi-Knastes im sächsischen Bautzen. Sie entsprangen der Verärgerung eines Menschen, der sich und seine Leidensgenossen als »Opfer zweiter Klasse« empfand, weil den Verfolgten und Gequälten des DDR-Regimes lange Zeit nicht die gleiche politische Anerkennung zuteilwurde wie denen der NS-Zeit. Viele, die ein ähnlich schlimmes Schicksal hatten wie dieser frühere Häftling, dürften seiner Aussage beipflichten. Doch jeder, der sich um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte bemüht und weiß, wie verhängnisvoll ein derartiges Opferkonkurrenzdenken ist, muss sie kategorisch ablehnen. Anders gesagt: Ihm muss angesichts solcher Worte und Gedanken ebenso »der Hut hochgehen« wie Stephan Kramer. (...)