Kommunismus und Antisemitismus in der DDR
Anfang der 1950er Jahre wurde der staatlich betriebene Antisemitismus zur größten Bedrohung für Juden in der DDR. Bereits seit 1947 wurden die Kommunistischen Parteien in Stalins Machtbereich in mehreren Wellen von "Parteisäuberungen" durchkämmt. Eine offene antisemitische Wendung nahmen diese Säuberungen spätestens seit 1952. In Prag wurde der ehemalige KP-Generalsekretär Rudolf Slánský und zehn weitere Angeklagte, nahezu alle jüdischer Herkunft, wegen "zionistisch-imperialistischer Agententätigkeit" zum Tode verurteilt. Auch in der DDR hob eine antisemitische Propagandawelle an. Paul Merker, bis zu seinem Ausschluss 1950 Mitglied des Politbüros und des ZK der SED, wurde beschuldigt, jahrelang als "zionistischer Agent" an der "Ausplünderung Deutschlands" und der "Verschiebung von deutschem Volksvermögen zugunsten amerikanischer und jüdischer Monopolkapitalisten" gearbeitet zu haben.
Der Historiker Mario Keßler wird am Beispiel der Verfolgung von Paul Merker über das Verhältnis von KPD und SED zu Juden und Jüdinnen sprechen. Mario Keßler, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Potsdam und Mitarbeiter des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam, hat seine Forschungsergebnisse zu dem Thema 1995 in der viel beachteten Publikation "Die SED und die Juden - zwischen Repression und Toleranz." veröffentlicht.