Torgau
Ehrenfriedhof Bahnhofstraße
Die Stadt Torgau, wo am 25. April 1945 die legendäre erste Begegnung sowjetischer und amerikanischer Truppen an der Elbe stattfand, zählt heute mehr als 18 000 Einwohner. Sie liegt rund 115 km nordwestlich von Dresden und 55 km nordöstlich von Leipzig. Zwischen 1945 und 1947 wurde in der Nähe des Torgauer Bahnhofs, in einem Teil des Stadtparks, ein großer sowjetischer Ehrenfriedhof angelegt. Hier fanden über 400 Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion eine würdige letzte Ruhestatt. Mehr als drei Viertel von ihnen sind namentlich bekannt und wurden in Einzelgräbern beigesetzt. Diese sind mit halbrunden Grabsteinen gekennzeichnet, die – schräg angeordnet – auf den Gräbern zu ruhen scheinen.(2) Darüber hinaus hat man die namentlich unbekannten Toten in mehreren Sammelgräbern beigesetzt. Unter den Opfern befinden sich etwa zu gleichen Teilen sowjetische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und deren verstorbene Kinder sowie Rotarmisten, die im Kampf fielen oder kurz nach Kriegsende in Deutschland verstarben. Die Kriegsgefangenen waren hauptsächlich im Torgauer Mannschaftsstammlager IV D untergebracht. Sie wurden in verschiedenen Arbeitskommandos, in Mockrehna und Schöna, aber auch in anderen Orten der weiteren Umgebung vor allem in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Nicht nur Kriegsgefangene, sondern auch zivile Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge arbeiteten in der Torgauer Heeresmunitionsanstalt (MUNA) sowie im Sprengstoffwerk der Westfälisch-Anhaltischen Sprengstoff AG (WASAG) in Elsnig bei Torgau. Für sie hatte man in der Stadt mehrere Arbeitslager, so auch eine Zweigstelle des Konzentrationslagers Buchenwald eingerichtet. Viele der zivilen Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion waren Frauen. Sie hatten es unter den unmenschlichen Bedingungen besonders schwer. Deshalb fanden viele von ihnen, ebenso wie ihre oftmals gerade erst geborenen Kinder, hier den Tod und ruhen nun auf diesem Ehrenfriedhof. Neben diesen Opfern wurden auch Rotarmisten der 58. Gardeschützendivision und anderer Verbände der 5. Gardearmee beerdigt, die in den Gefechten um die Besetzung der Stadt zwischen dem 22. und dem 25. April 1945 ums Leben kamen. Ein großes Denkmal in der Nähe der Pforte trägt an seiner Spitze den sowjetischen Stern (1). Die gesamte Anlage wurde mit großem Aufwand gestaltet und gilt heute als geschütztes Kulturdenkmal. In den Jahren 2005 und 2006 wurde ein Großteil des Friedhofes umfassend saniert. Fehlende oder zerstörte Grabsteine wurden originalgetreu ersetzt und der Eingangsbereich neu gestaltet. Die Einzelgräber erhielten teilweise neue Einfassungen und eine neue Bepflanzung, Wege und Freiflächen wurden erneuert. Um die Ruhe des Friedhofes zu wahren, wird er nur zu besonderen Anlässen, z. B. jährlich am 25. April, geöffnet.