Polditz
Friedhof Dorfstraße
Das Dorf Polditz gehört zur Gemeinde Bockelwitz mit rund 2 800 Einwohnern. Es liegt rund 15 km von Döbeln entfernt und 70 km nordwestlich von Dresden. Auf dem Gemeindefriedhof (2) befindet sich ein gut gepflegtes Grab ohne Grabstein, nur ein großer Lavendelbusch wurde am Kopfende des Grabes gesetzt (1). In der Gräberliste der Friedhofsverwaltung Polditz wird dieses Grab als das eines unbekannten sowjetischen Soldaten ausgewiesen (3). Die Analyse der Kriegsgefangenendatenbank für Sachsen ergab, dass es sich dabei nur um das Grab von Nikolaj Wrashkow handeln kann (4). Ein ehemaliger französischer Kriegsgefangener berichtete im Jahre 1999 dazu folgende Begebenheit, die er seinerzeit in Polditz erlebt hat: Im Jahr 1943 befand sich im Nachbarort Doberschwitz ein Lager für sowjetische Kriegsgefangene, das von älteren deutschen Soldaten bewacht wurde. Als Unterkunft diente der Nebenraum des damaligen Gasthofes Hentschel. Von dort aus war ein Gefangener, ein junger Mann, am Heiligen Bach entlang in Richtung des heutigen Wasserhäuschens geflohen. Heute wissen wir, dass das Nikolaj Wrashkow war, geboren 1918, ein ehemaliger Unterleutnant des 32. Infanterieregiments der Roten Armee. Der aus Mordwinien stammende Russe war im März 1943 bei Charkow in deutsche Gefangenschaft geraten und von da ab an verschiedenen Orten im Arbeitseinsatz gewesen. Schließlich kam er in das provisorische Lager in Doberschwitz. Nach einem missglückten Fluchtversuch im November 1943 hatte er am 3. März 1944 erneut versucht, der Gefangenschaft zu entrinnen. Der von dem Vorfall informierte Ortspolizist aus Clennen, ein gewisser Weiß – er war wohl ein treuer Staatsdiener, der sich nach der Kapitulation Deutschlands selbst richtete – machte ihn jedoch ausfindig und erschoss ihn. Nikolaj Wrashkow wurde auf dem Polditzer Friedhof begraben. Sein Grab liegt neben einer Ligusterhecke, die den Friedhof begrenzt. Die Gemeinde pflegt es seither liebevoll und hält so das Andenken an diesen sowjetischen Soldaten wach.