Dieses kleine, etwa fünfjährige Mädchen, dessen Namen wir nicht kennen, nähert sich der Kamera und schaut vertrauensselig in das Objektiv. Ihre Hände halten den Lenker eines Holzrollers. Sie dreht danach den Roller um und wendet sich ab. Kurz nach dieser Einstellung reißt der Film ab. Im Rahmen der sogenannten "Fabrikaktion" am 27. Februar 1943, bei der im gesamten Reichsgebiet schlagartig die jüdischen Rüstungsarbeiter festgesetzt werden, wird das "Judenlager Hellerberg" zum "Polizeihaftlager" erklärt. Bis Anfang März werden hier auch die noch außerhalb des Lagers lebenden, aber zum Abtransport nach Auschwitz vorgesehenen Angestellten der Gemeinde konzentriert. Gleichzeitig dient das Lager auch als Sammelstelle für Juden aus Erfurt, Leipzig, Plauen und Chemnitz. In der Nacht vom 2. zum 3. März 1943 wird das Lager Hellerberg weitgehend aufgelöst. Die 293 Dresdner Lagerinsassen werden zusammen mit anderen Juden vom Güterbahnhof Dresden-Neustadt nach Auschwitz deportiert. Von den ankommenden 1 500 Menschen werden 680, darunter ca. 50 aus Dresden, in das Lager eingewiesen. Die restlichen ca. 820 Menschen werden unmittelbar nach der Selektion in den Gaskammern der Bunker I und II auf dem Gelände des Lagers Birkenau ermordet.
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