Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
mit einigen historischen Daten können viele sofort etwas anfangen: 30. Januar, 17. Juni, 13. August oder 9. November. In Verbindung mit den Jubiläen finden in der Regel zahlreiche Aktivitäten statt: Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt, Veranstaltungen, erinnerungspolitische Reden. In unserem Newsletter widmen wir uns in diesem Monat daher u. a. auch dem 17. Juni 1953 (Volksaufstand in der DDR) und dem 22. Juni 1941 (deutscher Angriff auf die Sowjetunion). Darüber hinaus gibt es aber zahlreiche, weniger bekannte Jahrestage, an die es zu erinnern lohnt. Unser Kalenderblatt gilt in diesem Monat dem 30. Juni 1978, als der DDR-Regimekritiker Rudolf Bahro wegen seines Buches "Die Alternative" zu acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt wurde.Mit freundlichen Grüßen im Auftrag des Geschäftsführers
Dr. Bert Pampel
Vorschau
17.06.2012 | Leipzig: Gedenkfeier für die Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953. Mit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 erreichte der Widerstand gegen die kommunistische Diktatur seit 1945 seinen Höhepunkt. Dieser erste DDR-weite antidiktatorische Protest drückte das Streben der Menschen nach Demokratie und Freiheit aus und wurde mit dem Eingreifen der sowjetischen Besatzungsmacht blutig niedergeschlagen. > Mehr...
17.06.2012 | Gräberstätte Karnickelberg in Bautzen 17 Uhr: Das Bautzen-Komitee lädt zu einer ökumenischen Andacht in der Gedenkkapelle auf dem Karnickelberg ein. Es soll der mutigen Frauen und Männer gedacht werden, die sich im Juni 1953 für Demokratie eingesetzt haben. In vielen Städten der DDR demonstrierten die Menschen und legten ihre Arbeit nieder. Sie forderten unter anderem freie Wahlen und die Wiedervereinigung. Mit Hilfe sowjetischer Panzer wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen.
17.06.2012 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Anlässlich der „SZ-Entdeckertour“ auf dem historischen Schlossgelände des Sonnensteins bietet die Gedenkstätte ein umfangreiches Zusatzangebot an Führungen an. Die nächsten Spezialführungen der Gedenkstätte folgen bereits am folgenden Samstag, den 23. Juni. Am „Tag der Architektur“ wird das Büro May Landschaftsarchitekten die markante neue Gestaltung des Gedenkbereichs am Elbhang vorstellen. > Mehr...
19.06.2012 | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: Buchvorstellung "Höllenqualen in tschekistischer Haft". Der Autor Bernd Müller-Kaller liest aus seinem gerade veröffentlichten und sehr persönlich gehaltenen Buch über die Geschichte und Verbrechen tschekistischer Geheimdienste von 1929 – 1989. Dem ehemaligen Dresdner Gefängnis am Münchner Platz, das auch der sowjetischen Besatzungsmacht als Haftort diente, ist ein eigenes Kapitel gewidmet. > Mehr...
23.06.2012 | Gedenkstätte Bautzen: Zeitzeugenführungen und Dokumentarfilme: „Bisher hatten wir keine Beziehungen, jetzt werden wir schlechte haben.“ Der Grundlagenvertrag und seine Folgen für die Haft in Bautzen. In der „Langen Nacht der Museen“ in Bautzen informieren Dokumentarfilme über die deutsch-deutschen Beziehungen. > Mehr...
04.07.2012 | Gedenkstätte Bautzen: Im Rahmen der Reihe „Kino im Freihof“, die in diesem Jahr dem Thema „Politische Haft im internationalen Film“ gewidmet ist, wird am 04.07. der Film „Goodbye Bafana“ von Bille August und am 11.07. der Film „Im Namen des Vaters“ von Bill Sheridan gezeigt. > Mehr...
07.07.2012 | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: OFFTRACKS-Festival, Station 5 „Musik // Traum“. Raumperformance mit visuellen und klanglichen Installationen zu Sinneseindrücken und Gedankenwelten politisch Inhaftierter, mit Zeitzeugengespräch. OFFTRACKS öffnet behutsam Tür und Tor der Gedenkstätte für einen Blick in den sensiblen Raum der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit. Hier wird Agathe MacQueen, Meisterklassenstudentin des Studienganges Bühne- und Kostümbild der Hochschule für Bildende Künste Dresden, eine Raumperformance entwerfen, die vor dem Hintergrund vergangener Realität die Begriffe der Rebellion und Konformität an die Grenze des Abstrakten bringt. Sie will Aug' und Ohr für visuelle und klangliche Installationen auf einer Bühne für Toleranz und Kreativität öffnen. > Mehr...
11.07.2012 | Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig: Feature und Gespräch „Stadtfunk Leipzig“, von Sylvia Rohr. Mit dem Aufruf der Leipziger Sechs „zur Besonnenheit für einen friedlichen Dialog“, verlesen von Kurt Masur am 9. Oktober 1989, ist der Stadtfunk den Leipzigern in Erinnerung. Das Feature und das Gespräch gehen dem letzten Medium seiner Art auf den Grund. Eine Veranstaltung zum Hörspielsommer Leipzig. > Mehr...
14.07.2012 | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: Zur Dresdner Museums-Sommernacht finden in der Gedenkstätte mehrere Veranstaltungen zum Thema „Klopfzeichen und Rhythmen, wo Worte verboten waren - Schicksale ehemaliger politischer Häftlinge“ statt. > Mehr...
17.07.2012 | Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig: 20.00 Uhr: Podiumsdiskussion „Gelenkter DDR-Sport? Leipziger Fußball zwischen Meisterschaft und Schand-Elfmeter“ - Fußball war der Volkssport Nummer eins in der DDR. Wie überall im Land galt jedoch auch hier das Primat der Politik. Das SED-Regime versuchte den Fußball zu instrumentalisieren, das erstrebte Weltniveau wurde jedoch nie erreicht. Am Beispiel des Leipziger Fußballs diskutieren Zeitzeugen und Experten, wie sehr sich SED und Stasi in den Fußball einmischten und welche Rolle dabei eine ausgeprägte Fankultur spielte. Moderation: Marko Hoffmann.
27.07.2012 | Leipzig: Verlegung von neun neuen Stolpersteinen zum Gedenken an Leipziger Bürger, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig lässt die Gedenksteine ebenerdig vor der letzten selbst gewählten Wohnstätte der Opfer ein. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
21.05.2012 | Stiftung: Am 21. Mai fand im Sächsischen Landtag durch den Ausschuss für Wissenschaft und Hochschule, Kultur und Medien die Anhörung zum „Gesetz zur Änderung des Sächsischen Gedenkstättenstiftungsgesetzes“ statt. Zu den angehörten Sachverständigen gehörten u. a. Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Prof. Dr. Günther Heydemann, Stephan J. Kramer, Siegfried Reiprich, Prof. Dr. Joachim Scholtyseck und Prof. Dr. Wolfgang Wippermann. > Mehr...
08.06.2012 | Stiftung: Die "Platform of European Memory and Conscience", zu deren Mitgliedern die Stiftung Sächsische Gedenkstätten zählt, ruft im Ergebnis einer Internationalen Konferenz zur juristischen Auseinandersetzung mit kommunistischen Verbrechen zur Bildung eines supranationalen Gerichtshofes für die von kommunistischen Diktaturen begangenen Verbrechen auf. > Mehr...
RÜCKBLICK
21.05.2012 | Stiftung: Die Sächsische Zeitung berichtet über die Anhörung zum Entwurf des Änderungsgesetzes zum Sächsischen Gedenkstättenstiftungsgesetz im Sächsischen Landtag. > Mehr...
06.06.2012 | Gedenkstätte Bautzen: MDR Online berichtet über die Eröffnung des "Hörgang Bautzen II" in der Gedenkstätte Bautzen. Außerdem kann man auf der Seite einen von MDR Info gesendeten Bericht (3:38 Min.) über das Projekt nachhören. > Mehr...
06.06.2012 | Gedenkstätte Bautzen: Deutschlandradio Kultur berichtet über den "Hörgang Bautzen II" in der Gedenkstätte Bautzen. Nachzuhören ist auch ein Interview mit den Machern der Hör-Ausstellung Moritz von Rappard und Tom Ritschel. > Mehr...
Kalenderblatt
30.06.1978 | Am 30. Juni 1978 verurteilte das Stadtgericht Berlin (Ost) den DDR-Systemkritiker Rudolf Bahro wegen angeblicher „Übermittlung von Nachrichten für eine ausländische Macht und Geheimnisverrat“ zu acht Jahren Freiheitsentzug. Anlass war die Veröffentlichung von Auszügen seines Buches „Die Alternative“ im westdeutschen Magazin „Der Spiegel“ am 22. August 1977. In dem Buch hatte Bahro den real existierenden Sozialismus in der DDR scharf aus marxistischer Sicht kritisiert. Nach seiner Verurteilung kam Bahro in die Sonderhaftanstalt Bautzen II. Im März 1979 wurde neben den bereits bestehenden Isolationsbereichen eigens für ihn ein streng abgetrennter Flur eingerichtet. Bahro war es gelungen, heimlich Briefe aus dem Gefängnis in den Westen zu übermitteln. Unter dem Druck breiter internationaler Proteste wurde Bahro im Oktober 1979 in die Bundesrepublik entlassen. > Mehr...
ZITAT DES MONATS
Wir müssen vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken. Der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad. Es handelt sich um einen Vernichtungskampf.
Eintrag aus dem Tagebuch des Chefs des Generalstabs des Heeres, Generaloberst Halder, über die Ausführungen Hitlers zum Angriff auf die Sowjetunion während der Generalsversammlung am 30. März 1941, zitiert nach: Rotarmisten in deutscher Hand. Dokumente zu Gefangenschaft, Repatriierung und Rehabilitierung sowjeticher Soldaten des Zweiten Weltkrieges, Paderborn 2012, S. 124.
Infolge des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 gerieten insgesamt ca. 5,3 Millionen Rotarmisten in deutsche Gefangenschaft. Etwa die Hälfte von ihnen kam darin um, die Masse davon an Hunger und Krankheiten.
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.