Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
jüngst vorgestellte Berechnungen des Centers for Advanced Holocaust Studies des United States Holocaust Memorial Museums (USHMM) in Washington haben in deutschen Medien viel Aufmerksamkeit gefunden. Danach habe es während des Zweiten Weltkriegs im Machtbereich des Nationalsozialismus 42.500 Einrichtungen gegeben, in denen Menschen "verfolgt, zur Arbeit gezwungen, gefoltert, inhaftiert oder ermordet wurden". So verdienstvoll das Anliegen ist, eine wissenschaftliche Übersicht über all diese Einrichtungen zu geben, so sehr verwundern doch das Erstaunen über diese Zahlen sowie ihre Interpretation. Die gigantischen Ausmaße des Repressionsapparates sind doch bekannt, und dass die Darstellung den Holocaust besser verstehen hilft, kann bezweifelt werden.Mit freundlichen Grüßen
i. A. Dr. Bert Pampel
Vorschau
21.03.2013 | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden: Das Ermächtigungsgesetz 1933 und die Nazifizierung der Justiz. Wie gelang es Hitler 1933, die Justiz als möglichen „Störfaktor“ auszuschalten? Ralf Oberndörfer (Leiter des Instituts für Geschichtsarbeit HISTOX, Berlin) geht dieser Frage nach, indem er die entscheidende Reichstagssitzung am 23. März 1933 in einem Vortrag mit Film- und Tonausschnitten nachzeichnet. In dieser - nun 80 Jahre zurückliegenden - Sitzung beschloss der Reichstag das so genannte Ermächtigungsgesetz, das den demokratischen Rechtsstaat beseitigte. > Mehr...
21.03.2013 | Gedenkstätte Bautzen: Buchvorstellung: "Wo ist Lieutenant Adkins? Das Schicksal desertierter Nato-Soldaten in der DDR." Dass Soldaten aus der DDR in den Westen flüchteten, weiß jeder. Dass Nato-Soldaten in die DDR überliefen, ist weitgehend unbekannt. Der Autor Peter Köpf widmet sich in seinem Buch diesem vergessenen Kapitel des Ost-West-Konflikts und beleuchtet zehn Schicksale von Deserteuren, die die Stasi »Freunde« nannte, aber wie Feinde behandelte. > Mehr...
15.04.2013 | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Buchvorstellung: "Die Entschädigung von NS-Zwangsarbeit am Anfang des 21. Jahrhunderts". Eine Bilanz der internationalen Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern. Vier Jahre lang erforschte ein internationales Team von 20 Wissenschaftlern die Umsetzung und die Folgen dieser Entschädigungen, durchsuchte dazu Archive in acht Ländern und führte zahlreiche Zeitzeugeninterviews. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
Stiftung | 21.02.2013: Der russische Präsident Putin hat den Mitarbeitern der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und ihrer Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain für ihren Beitrag bei der Entwicklung der russisch-deutschen Zusammenarbeit im Bereich der Erinnerungskultur und für die Erhaltung russischer Kriegsgräber in Deutschland gedankt. Des Weiteren wird in dem Erlass vom 13. Dezember 2012 der Brandenburgischen Freundschaftsgesellschaft e. V., der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten/Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, der Gedenkstätte/Museum „Seelower Höhen“ und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Anerkennung ausgesprochen. Siegfried Reiprich, Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, wird die Dankesurkunde für die Stiftung am Samstag, den 23. Februar 2013 in der Russischen Botschaft in Berlin in Empfang nehmen. Hierzu erklärte er: „Dieser Dank bestärkt uns in unserem Bemühen, das Schicksal der in deutscher Gefangenschaft umgekommenen Soldaten der Roten Armee, stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.“
NEUES VON WEITEREN ZEITGESCHICHTLICHEN ERINNERUNGSORTEN IN SACHSEN
22.02.2013 | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Ein Album mit einzigartigen historischen Fotografien wurde Ende Januar von Nachfahren der Zwangsarbeiter der ehemaligen Hugo Schneider AG (HASAG) an die Gedenkstätte übergeben. Diese bisher größte Sammlung originaler Fotos ermöglicht es, ein Bild der Zwangsarbeit bei der HASAG aus der Sicht der niederländischen Zwangsarbeiter nachzuzeichnen. > Mehr...
RÜCKBLICK
21.02.2013 | DIE WELT: Putin würdigt Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Er betonte insbesondere den Beitrag der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain für die Erhaltung russischer Kriegsgräberstätten in Deutschland. > Mehr...
25.02.2013 | Torgauer Zeitung: Emotionale Gala für Missbrauchsopfer. Knapp 300 Menschen fanden am Samstag den Weg in die Torgauer Alltagskirche. Grund war ein Benefizkonzert zugunsten der Selbsthilfegruppe „Verbogene Seelen“ für Betroffene sexuellen Missbrauchs in DDR-Heimen. > Mehr...
12.03.2013 | Sächsische Zeitung: Buchpremiere in Bautzen - Lebenswege von Nato-Deserteuren im Fokus. Im Zuge der Ankündigung der Buchpremiere »Wo ist Lieutenant Adkins?« in der Bautzener »Villa Weigang« stellt die Sächsische Zeitung das Veranstaltungsprogramm der Gedenkstätte Bautzen für 2013 vor. > Mehr...
Vermischtes
21.01.2013 | DER SPIEGEL: "Herzwort und Kopfwort - Dieses Land trieb Hunderttausende ins Exil. Wir sollten uns daran erinnern." Essay von Herta Müller über ihre Ausreise aus Rumänien. > Mehr...
Die Initiative für eine lebendige Gedenkkultur in Zittau hat einen Gedenkstätten-Guide herausgebracht. Er ist sowohl als Broschüre bestellbar als auch online einsehbar. > Mehr...
02.03.2013 | Radio Praha: „Der Totalitarismus in Europa“: Ausstellung dokumentiert nationalsozialistische und kommunistische Verbrechen. Vorbereitet wurde sie vom tschechischen Institut für das Studium totalitärer Regimes und ähnlichen Forschungsstellen aus anderen europäischen Ländern. Sie arbeiten im Rahmen der „Platform of Europaen Memory and Conscience“ zusammen. > Mehr...
05.03.2013 | Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Wissenschaftliche Zählung von NS-Lagern Leben oder Tod ist keine akademische Frage". Amerikanische Historiker haben die nationalsozialistischen Lager gezählt und kommen auf 42.500. Diese Zahl trifft vermutlich zu. Falsch ist es aber zu behaupten, man könne jetzt den Holocaust besser verstehen. > Mehr...
Kalenderblatt
28. März 1933 | Einrichtung einer „Schutzhaftzentrale“ und „früher“ Konzentrationslager in Sachsen. SA- und SS-Leute verschleppten bereits seit Februar 1933 willkürlich ihre politischen Gegner, vor allem aus der Arbeiterbewegung, in Folterkeller. Dies führte teilweise zu Spannungen zwischen diesen Parteiverbänden und staatlichen Behörden (Polizei, Justiz, Verwaltung). Auf Anordnung des sächsischen SA-Führers Manfred von Killinger wurde daher am 28. März 1933 die „Schutzhaftzentrale“ beim Sächsischen Landeskriminalamt in Dresden eingerichtet. Mit ihr sollte das wilde Durcheinander bei den Verhaftungen seit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten in „geordnete Bahnen“ gelenkt werden. Die Anordnung und weitere Schutzhafterlasse regelten detailliert und umfangreich, wer „Schutzhaft“ anordnen durfte, wer in „Schutzhaft“ zu nehmen war und wie mit den Gefangenen umgegangen werden sollte. Trotzdem änderte sich in der Praxis wenig. Insgesamt wurden im Frühjahr/Sommer 1933 in Sachsen etwa 20 „frühe“ Konzentrationslager errichtet. Sie waren Vorläufer und Experimentierstätten der späteren Lager. > Mehr...
ZITAT DES MONATS
Aufgrund von Nachfragen zu dem folgenden Zitat stelle ich hiermit klar: Beim „Zitat des Monats“ handelt es sich nicht um ein Motto oder um eine programmatische Aussage der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Es handelt sich um ein Zitat, das als Diskussionsanregung gedacht ist und für das der oder die jeweilige Autor/in die Verantwortung trägt.
Siegfried Reiprich
Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
19.04.2013
Über 50 Jahre lang ist die Geschichte Europas geschrieben worden, ohne dass wir daran teilnehmen konnten, und die Geschichte der Sieger des Zweiten Weltkrieges teilte, nur zu typisch, alles und jeden nach Gut und Böse, nach Richtig und Falsch. Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erhielten die Forscher einen Zugang zu den archivierten Dokumenten und Lebensgeschichten dieser Opfer. Diese belegen, dass beide totalitäre Regime – Nazismus und Kommunismus – gleich kriminell waren. Es darf niemals eine Unterscheidung zwischen ihnen geben, nur weil eine Seite auf der Seite der Sieger gestanden hat. Der Kampf gegen den Faschismus kann nicht als etwas angesehen werden, das die Sowjetunion, die zahllose Unschuldige im Namen der Ideologie einer Klasse unterdrückte, für immer von ihren Sünden freispricht.
Sandra Kalniete, Old Europe, new Europe. Rede am 24. März 2004 zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse http://www.die-union.de/reden/altes_neues_europa.htm
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.