Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
„Wehret den Anfängen!“ ist ein geflügelter Ausspruch, wenn es um die Warnung vor gefährlichen politischen Entwicklungen geht. Aber reicht es aus, die "Ewiggestrigen" - notfalls strafrechtlich - zu bekämpfen und über die Verbrechen der Diktaturen im 20. Jahrhundert aufzuklären? Wäre nicht angesichts einer Staatsverschuldung, die in der westlichen Welt weitaus höher als 1929 ist, angesichts eines maroden Bankensektors und grenzenlos Banknoten druckender Notenbanken auch zu fragen, ob ausreichend Lehren aus den politisch-ökonomischen Ursachen für das Scheitern etwa der Weimarer Republik gezogen worden sind? Vor oberflächlichen Parallelen soll man sich hüten, aber trug nicht die durch den Aktiencrash 1929 ausgelöste Weltwirtschaftskrise maßgeblich zum Aufstieg der NSDAP bei? Verdienen diese sozioökonomischen Aspekte nicht mehr Beachtung, wenn es darum geht, den Anfängen zu wehren? > Weiterlesen...
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bert Pampel
Vorschau
17.07./24.07./31.07. Gedenkstätte Bautzen: Die erfolgreiche Reihe "Kino im Freihof 2013 - 'Agentenfilme'" wird jeweils um 21.30 Uhr fortgesetzt mit: "Romeo" (Deutschland 2000), "Die Verschwörung" (Großbritannien 2011) und "Syriana" (USA 2005). > Mehr...
16.07.2013 | Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig: Gedenkveranstaltung: Verlegung von 22 neuen Stolpersteinen in Leipzig. Bisher liegen 180 „Stolpersteine“ an 75 Orten in Leipzig. Nun verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig 22 weitere Steine in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Leipzig. Vor den ehemaligen Wohnorten getöteter Mitbürger werden diese Erinnerungsmale ebenerdig in den Gehweg eingelassen. > Mehr...
16.07.2013 | Umweltbibliothek Großhennersdorf / Akademie Herrnhut: „Stalinismus als Gewaltherrschaft“ – Vortrag von Prof. Dr. Jörg Baberowski. Der Ausbruch der Gewalt, die Entstehung eines zuerst engen Raums, der die Gewalt anfänglich ermöglicht und in dem sie sich dann ausbreiten kann - das ist nicht allein in Russland passiert und kann sich wiederholen. Baberowski erforscht Gewaltherrschaften, welche Rolle Gewalt in Diktaturen spielt und welche Funktion die Gewalt von Seiten der Herrschenden hat. > Mehr...
03.08.2013 | Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein: Nach dem ersten Termin vom 6. Juli wird die gemeinsame Arbeit an der Pirnaer Gedenkspur nun am 3. August fortgesetzt. Dazu laden die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein und die Aktion Zivilcourage alle Bürgerinnen und Bürger der Region ein. Die verblaßten Kreuze der Gedenkspur werden wieder aufgefrischt, womit symbolisiert werden soll, dass das Engagement gegen das Vergessen eine dauerhafte Aufgabe bleibt. > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
Stiftung: Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten begrüßt die Entschließung des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Sie teilt das Ziel der weiteren Aufarbeitung, Wissen zu vertiefen und das Engagement für Freiheit und Demokratie zu befördern. Die Stiftung schließt sich dem Appell des Bundestages an, den Defiziten beim Wissen von Jugendlichen über die SED-Diktatur durch verstärkte Bildungsarbeit zu begegnen und dafür gerade die vorhandenen historisch authentischen Orte zu nutzen und Zeitzeugen einzubeziehen. > Mehr...
NEUES VON WEITEREN ZEITGESCHICHTLICHEN ERINNERUNGSORTEN IN SACHSEN
Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: „Macht aus dem Staat Gurkensalat! - Anders jung in der DDR“. Zu diesem Thema findet vom 25. bis 28. September das 2. Sächsische Geschichts-Camp in der Gedenkstätte statt. Schülerinnen und Schülern haben hier die einmalige Chance über mehrere Tage die Vergangenheit dieses Ortes aus erster Hand zu erfahren und zu erforschen. Zeitzeugen- und Expertengespräche, Einblicke in überlieferte Quellen ehemaliger Insassen sowie die Begegnung mit anderen Schülern sollen die eigene Projektarbeit an den Schulen fördern. Erforderlich sind neben dem historischen Interesse auch Erfahrungen im Umgang mit Filmkamera und Tonbandgerät. Unter Mitwirkung von Profis des SAEK Torgau soll ein Dok-Film entstehen. Bewerbungen sind noch bis 17. Juli möglich.
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Gedenkstätte KZ Sachsenburg: Vom 13. bis 19. August 2012 fand die Workshopwoche „Selbstauslöser 2.0“ der Jugendinitiative „Klick“ auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sachsenburg statt. Dabei erarbeiteten die Teilnehmer einen Rundgang mit Audioguide, Foto-Begleitheft und Landschaftsinstallationen, um den Besuchern einen weiteren Zugang zur Geschichte des Ortes zu ermöglichen und auch einen Teil mit beizutragen, aus dem KZ zukünftig eine reguläre Gedenkstätte zu machen. Die Ergebnisse des Workshops wurden auf einer Homepage dokumentiert. > Mehr...
RÜCKBLICK
20.06.2013 | Torgauer Zeitung: „Weißer Strich“ beeindruckte Nordwestler. Torgauer Mittelschüler nahmen im DIZ an der Eröffnung einer neuen Wanderausstellung teil. > Mehr...
28.06.2013 | MDR Info: Buchvorstellung: Erster Gesamtüberblick über sächsische DDR-Spezialheime. Der Historiker Christian Sachse über Schicksale in DDR-Spezialheimen. Von menschlichen Bedürfnissen oder Mitgefühl war keine Spur. „Ziel Umerziehung“ hieß die Maxime der DDR-Behörden. Mit dem Autor des gleichnamigen Buchs sprach Hanno Griess. > Mehr...
Kalenderblatt
14. Juli 1933 | Am 14. Juli 1933 beschloss die nationalsozialistische Reichsregierung das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Dieses Gesetz legte fest, dass Frauen und Männer mit bestimmten Krankheiten auch gegen ihren eigenen Willen sterilisiert werden konnten. Damit wurde die freie Entscheidung der Menschen über ihre individuelle Lebensplanung zwangsweise der NS-Ideologie der „Rassenhygiene“ untergeordnet. Auf der Basis des Gesetzes machten Ärzte von 1934 bis 1945 im Deutschen Reich etwa 400.000 Menschen unfruchtbar, weil sie als psychisch krank eingestuft waren. Etwa 5.000 von ihnen starben infolge der dafür notwendigen Operation. Die von dem Gesetz betroffenen Menschen durften ab Oktober 1935 zudem grundsätzlich nicht mehr heiraten. Das so genannte Ehegesundheitsgesetz verbot darüber hinaus jede Eheschließung, wenn einer der Partner „an einer geistigen Störung leidet, die die Ehe für die Volksgemeinschaft unerwünscht erscheinen läßt“. Zu den Betroffenen gehörte auch Fritz Schubert, der 1935 in Pirna sterilisiert wurde. Noch 1957 bezeichnete die Bundesregierung das Zwangssterilisationsgesetz als „kein typisch nationalsozialistisches Gesetz“. Aufgrund dieser Argumentation blieben die Opfer des Gesetzes zunächst von einer Entschädigung ausgeschlossen. Im Jahr 1980, 35 Jahre nach Ende der NS-Diktatur, erhielten sie eine erste Einmalzahlung. Die Entschädigungsleistungen wurden in der Folgezeit mehrfach ausgeweitet. Der Deutsche Bundestag ächtete das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ erst im Jahr 2007 offiziell. > Mehr...
ZITAT DES MONATS
(...) es gibt Freiheit immer dann, wenn es einen freien Menschen gibt, immer dann, wenn ein Mensch es wagt, Nein zur Macht zu sagen.
Octavio Paz, Der menschenfreundliche Menschenfresser. Geschichte und Politik 1971 - 1980, Frankfurt am Main 1981, S. 15
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.