Projektwoche mit Jugendlichen aus dem Krankenhaus Großschweidnitz
31.07.24
Jugendliche Patientinnen und Patienten setzten sich künstlerisch mit ihrer eigenen Erkrankung und Lebensgeschichten von Opfern der NS-Krankenmorde auseinander.
„Bist Du behindert!?“, „Schizo“ oder „Du Spast“ – Schimpfworte, die jeder schon gehört und vielleicht auch verwendet hat. Die Worte zeigen, dass der Blick auf Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen noch immer nicht so vorurteilsfrei ist, wie wir es uns wünschen. Wie geht es den Betroffenen damit? Wie nehmen Sie die Erkrankung wahr? Wie gehen Freunde damit um? Mit diesen Fragen haben wir uns gemeinsam mit betroffenen Jugendlichen, die im benachbarten Krankenhaus Großschweidnitz aktuell eine Therapie erhalten, vom 22. bis 26. Juli 2024 in einem Workshop beschäftigt. Auch ein Blick in die Geschichte gehörte dazu. Wie war der Umgang mit psychisch kranken Menschen früher?
Bei einer Führung durch die Ausstellung und zwei Gesprächsrunden in der Gedenkstätte mit dem Bildungsreferenten Christoph Hanzig erfuhren die Teilnehmenden mehr über die Geschichte der Psychiatrie und die nationalsozialistischen Krankenmorde in Großschweidnitz. Mit einigen Lebensgeschichten von Patientinnen und Patienten beschäftigten sie sich intensiver. Darunter war die von Marianne Schönfelder, deren Schicksal durch das Bild „Tante Marianne“ von Gerhard Richter weltbekannt wurde. Eine andere war die von Emil Großmann, einem Lithografen aus Franken, der 1940 nach Großschweidnitz verlegt wurde und dort schon wenige Monate später ums Leben kam. Er war während seiner Anstaltsunterbringung künstlerisch sehr aktiv gewesen. In seiner Akte haben sich einige Zeichnungen erhalten, über die sich die Teilnehmenden seiner Biografie annäherten.
Die Informationen und Eindrücke in der Gedenkstätte, aber auch ihre eigenen Erfahrungen beim Umgang mit psychischen Erkrankungen verarbeiteten die Jugendlichen schließlich künstlerisch. Begleitet wurden sie dabei von der Görlitzer Kunsttherapeutin Jacqueline Plesky. Sie hatte die Idee für das Projekt, für das sie auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Großschweidnitz gewinnen konnte.
Ab dem 13. August 2024 werden die entstandenen Werke in einer kleinen Ausstellung für zwei Wochen in der Gedenkstätte Großschweidnitz zu sehen sein.
Kontakt:
Christoph Hanzig (Bildungsreferent)
Tel: 03585-2113508
Christoph.Hanzig@stsg.de