Neue Biografien zu Opfern der nationalsozialistischen Krankenmorde erschienen
05.03.25

In vier neuen Heften der Reihe „Den Opfern ihren Namen geben“ werden die Lebensgeschichten von Menschen vorgestellt, die den Krankenmorden in Großschweidnitz und Pirna zum Opfer fielen.
Die Hefte gewähren einen Einblick in die Biografien von Willi Waga, Faybusch Itzkewitsch, Herbert und Gertrud Glaser sowie Gerhard Böhm.
Die Leben von Willi Waga und Faybusch Itzkewitsch wurde in der Gaskammer von Pirna-Sonnenstein grausam beendet. Waga war zuvor in der ostpreußischen Anstalt Kortau untergebracht gewesen. Mit einem Bahntransport verließ er Kortau am 8. Juli 1941. Der Zug fuhr direkt nach Pirna, wo er wahrscheinlich noch am gleichen Tag ermordet wurde.
Itzkewitsch war im russischen Galizien geboren worden und kam als Staatenloser in das Deutsche Reich. Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm verwehrt, nach 1933 wurde er als Jude verfolgt. Seine schon viele Jahre andauernde Beziehung zur Mutter seines Kindes galt seit 1935 als „Rassenschande“. Er wurde verhaftet, kam schließlich in das Konzentrationslager Buchenwald. Dort selektierten Ärzte der Krankenmordorganisation 1941 die Häftlinge - auch Itzkewitsch. Er kam am 15. Juli 1941 nach Pirna-Sonnenstein und wurde dort ermordet.
Auch Gertrud Glasers Leben endete in Pirna-Sonnenstein. Mit acht Jahren war sie in den Katharinenhof Großhennersdorf gekommen, wo bereits ihr Bruder Herbert lebte. Beide blieben auch als Erwachsene in dieser Einrichtung, weil sie im Anstaltsbetrieb nützliche Aufgaben übernahmen. Nach außen hin galten sie jedoch als „nutzlos“ und minderwertig, wie der Propagandafilm „Erbkrank“ zeigen sollte. Beide Geschwister sind in diesem zu sehen. Als im Herbst 1940 der Katharinenhof aufgelöst wurde, kam Gertrud Glaser nach Großschweidnitz, wo sie bereits wenige Tage später nach Pirna-Sonnenstein verlegt und dort ermordet wurde. Ihr Bruder Herbert kam im Juli 1943 nach Großschweidnitz, wo er noch im gleichen Jahr ermordet wurde.
Die Biografie von Gerhard Böhm ist ebenfalls mit Großschweidnitz verbunden. In Chemnitz geboren, kam er bereits wenige Monate nach seiner Geburt 1935 in eine Pflegefamilie. Er entwickelte sich langsamer als andere Kinder. 1941 wurde er in die Landesanstalt Leipzig-Dösen aufgenommen. Als diese im Dezember 1943 kriegsbedingt nach Großschweidnitz verlegt wurde, kam auch Gerhard Böhm dorthin. In der dortigen „Kinderfachabteilung“ wurde er über einen längeren Zeitraum „beobachtet“. Im Februar 1945 erhielt er überdosierte Medikamente, die seinen Tod herbeiführten.
Die biografischen Hefte stehen in den Gedenkstätten Pirna-Sonnenstein und Großschweidnitz kostenfrei zur Verfügung und können auch über den Webshop bezogen werden.
Kontakt
Dr. Maria Fiebrandt (Referentin für wissenschaftliche Dokumentation, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel: 03585-2113509
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