Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,
die Redewendung vom "Lernen aus der Geschichte" begleitet uns in der Arbeit an den historischen Orten täglich. Die Hoffnung, dass dem so sei, ist sowohl Motivation vieler Aktivitäten als auch Legitimation, wenn es um die finanziellen Mittel hierfür geht. Zugleich haben Nachdenken und Auseinandersetzung über die Berechtigung dieser Formel eine lange Tradition, und es lassen sich sowohl Argumente dafür als auch dagegen finden. Ein modernes, skeptisches Bonmot lautet, aus der Geschichte sei nur zu lernen, dass aus ihr nichts gelernt werde. Ein arabisches Sprichwort sagt, was einmal geschah, werde nicht wieder geschehen, was aber zweimal geschehen sei, werde sicher auch ein drittes Mal geschehen. Ich finde, der skeptische Blick steht uns gut an, bewahrt er uns doch davor, unsere Einsichtsfähigkeit in die "richtigen Lehren" aus der Geschichte zu überschätzen. Von denen war es bekanntlich nicht weit zu dem für totalitäre Weltanschauungen charakteristischen Glauben, Aussagen über "soziale Gesetzmäßigkeiten" oder den "ewigen Lauf der Geschichte" machen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. Dr. Bert Pampel
Vorschau
16.02. | Gedenkstätte Hoheneck: Gedenkveranstaltung zum Transport von Frauen und Kleinkindern aus dem sowjetischen Speziallager Sachsenhausen nach Stollberg/Hoheneck im Januar 1950. In der Gedenkveranstaltung wird an den Transport von 1.119 Frauen und 30 Kleinkindern im Januar 1950 aus dem aufgelösten Speziallager Sachsenhausen der sowjetischen Geheimpolizei, das vorher NS-Konzentrationslager war, in das Frauengefängnis Stollberg/Hoheneck erinnert. > Mehr...
20.02. | Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain: Zeitzeugengespräch und Podiumsdiskussion zur Entrechtung und Verfolgung der Juden im Sächsischen Elbland im Rahmen der derzeit im Stadtmuseum Riesa gezeigten Sonderausstellung „,Es brennt!´- Antijüdischer Terror im November 1938“. > Mehr...
20.02. | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: Buchvorstellung "Via Knast in den Westen - Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte". Die Neuveröffentlichung des Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen wirft einen detaillierten Blick auf ein Stasi-Gefängnis in der DDR, durch dessen Tore mehr als 32.000 Menschen den Weg gen Westen gingen. Frau Dr. Nancy Aris wird als Mitherausgeberin den Sammelband zum ersten Mal in Dresden der Öffentlichkeit präsentieren und im gemeinsamen Gespräch mit Zeitzeugin Gisela Quasdorf sich dem Thema Häftlingsfreikauf nähern. Beide werden dem interessierten Publikum anschließend für Fragen zur Verfügung stehen. > Mehr...
23.02. | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Workshop Antiziganismus. Die Initiative "Geschichte vermitteln" beschäftigt sich bereits seit Jahren mit dem Thema Antiziganismus und hat dazu einen Tagesworkshop erarbeitet. Dieser Workshop beschäftigt sich mit den rassistischen und diskriminierenden Zuschreibungen ebenso wie mit der Geschichte von Verfolgung, Ausgrenzung und Vernichtung von Sinti und Roma in Deutschland. Der Workshop richtet sich an interessierte Menschen, die sich mit Antiziganismus im Alltag auseinandersetzen wollen und möchte mit den Teilnehmer_innen Interventionsmöglichkeiten diskutieren. Die Teilnehmer_innenzahl ist auf 15 begrenzt. > Mehr...
23.02. | Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: Benefizkonzert von Sebastian Krumbiegel (Die Prinzen) Solo am Piano zugunsten der Selbsthilfegruppe „Verbogene Seelen“ für Missbrauchsopfer in DDR-Heimen. Dank dem Engagement von Corinna Thalheim (Betroffene, SHG-Gruppenleiterin) hat Sebastian Krumbiegel im März 2012 die Patenschaft der SHG übernommen. Mit dem Benefizkonzert möchte er die Arbeit der Selbsthilfegruppe und Gedenkstätte GJWH Torgau unterstützen und gleichzeitig auf das Schicksal der ehemaligen DDR-Heimkinder aufmerksam machen. Unterstützt wird er vom Gospelchor der Schlosskirche zu Wittenberg, dem auch eine Betroffene der SHG angehört. > Mehr...
12.03. | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: Lesung "Medizin hinter Gittern - Das Stasi-Haftkrankenhaus in Berlin-Hohenschönhausen". Ein Krankenhaus versteckt im Geheimen, nicht Zugänglich für zivile Personen, hermetisch abgeriegelt auf dem Gelände der zentralen Stasi-Untersuchungshaftanstalt in Berlin. Hier wurden keine normalen Knochenbrüche behandelt, sondern Verletzungen, die sich u.a. Menschen bei ihrer Flucht vor dem DDR-Staatsapparat zugezogen hatten. Mit ihrem Buch widmen sich die Autoren Tobias Voigt und Peter Erler einem spannenden Thema. > Mehr...
14.03. | Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig: Buchvorstellung "Antiziganistische Zustände 2" mit Autor_innen des Buches. In den letzten Jahren haben sich Medien, Wissenschaft und Politik vermehrt mit dem Thema Antiziganismus beschäftigt. Die Auseinandersetzung bleibt jedoch häufig oberflächlich und ist nicht selten durch stereotype Wahrnehmungen geprägt. Die inhaltliche Breite der Beiträge dieses Buches soll dabei als Stärke verstanden werden, die Reflexionen des Antiziganismus aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglicht und Ansatzpunkte für Interventionen aufzeigt. >
14.03. | Gedenkstätte in der "Runden Ecke" Leipzig: Buchpremiere und Diskussion im Rahmen der Veranstaltung "Leipzig liest" zur Buchmesse: „Via Knast in den Westen – Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte“ von Nancy Aris und Clemens Heitmann (Hrsg.). Zur Bedeutung des Ortes als Freikaufgefängnis und MfS-Untersuchungshaftanstalt sowie die den Ort begleitenden erinnerungspolitischen Debatten diskutieren Clemens Heitmann (Vorsitzender des Fördervereins), Siegfried Reiprich (Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten) sowie der ehemalige DDR-Radrennsportler Wolfgang Lötzsch (freigekaufter Häftling). > Mehr...
NEUES AUS DER ARBEIT DER STIFTUNG UND IHRER GEDENKSTÄTTEN
Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain: Die Gedenkstätte öffnet ihre Türen ab Februar 2013 durchgehend nun auch an den Wochenenden und Feiertagen. So können Interessierte die Dauerausstellung in der Gedenkstätte ganzjährig in der Zeit von 10-16 Uhr besuchen. Dazu sagte Jens Nagel, Leiter der Einrichtung: „Wir wollen unser Möglichstes tun, um weiter auf die Besucher zuzugehen und so die zweitgrößte Opfergruppe der sowjetischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken“.
NEUES VON WEITEREN ZEITGESCHICHTLICHEN ERINNERUNGSORTEN IN SACHSEN
Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig | Die Gedenkstätte bietet auch in diesem Jahr regelmäßig geführte Rundgänge durch die Gedenkstätte und über das ehemalige HASAG-Gelände an. Die nächsten Termine dafür: 9. März, 13. April jeweils 14.00 Uhr. > Mehr...
Ebenso finden wieder die Stadtteilrundgänge zum Thema "Zwangsarbeiter_innen und Zwangsarbeit in Connewitz während des 2. Weltkrieges" statt. Die nächsten Termine: 16. März, 20. April jeweils 11.00 Uhr. > Mehr...
Gedenkstätte in der "Runden Ecke" Leipzig: Im Rahmen der Veranstaltung "Leipzig liest" zur Leipziger Buchmesse finden in der Gedenkstätte in der "Runden Ecke" vom 14. bis 17. März zahlreiche Lesungen und Buchvorstellungen zum Thema Geschichte und Politik der DDR statt. > Mehr...
RÜCKBLICK
27.01. | MDR Fernsehen: "Geschichte stirbt nicht!". Lissa Flade ist 82 Jahre alt. Eins hat sie bis heute nicht verwunden: Den Verlust ihrer Mutter, die dem "Euthanasie"-Programm der Nazis zum Opfer fiel. Wie 14.000 andere Menschen, die in Pirna Sonnenstein ermordet wurden. Seit der Wende engagiert sich Lissa Flade deswegen im Kuratorium der Gedenkstätte. > Mehr...
28.01. | Torgauer Zeitung: "Gedenkkultur ohne Mythenbildung". Die Torgauer Zeitung berichtet über die Ausstellung „Was konnten sie tun? Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939 – 1945“ im DIZ Torgau. > Mehr...
30.01. | Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2013 im Sächsischen Landtag. Ein Bericht von der Website des Sächsischen Landtages über die Veranstaltung. > Mehr...
01.02. | Torgauer Zeitung: "Wir wissen alle, worum es geht". Sebastian Krumbiegel ("Die Prinzen") unterstützt mit einem Benefizkonzert die Arbeit der Selbsthilfegruppe „Verbogene Seelen“, die sich um Opfer sexuellen Missbrauchs in DDR-Heimen kümmert. > Mehr...
Vermischtes
02.02. | Deutschlandradio: "Leiter des 'Entjudungsinstituts' und Stasi-IM": Ausstellung im Thüringer Landtag erinnert an Walter Grundmann. Das "Entjudungsinstitut"der Nazis sollte die jüdischen Wurzeln aus der christlichen Religion tilgen. Dem Institut stand ein Mann vor, der seine zweifelhafte Karriere auch nach dem Krieg fortsetzte: Walter Grundmann. Jetzt setzt sich eine Ausstellung im Thüringer Landtag damit auseinander. > Mehr...
Kalenderblatt
Februar 1950 | Übergabe des Speziallagers Bautzen an die neu gegründete DDR. Das Bautzner Gefängnis, seit Kriegsende von der sowjetischen Geheimpolizei als Speziallager betrieben, wurde eine Strafvollzugsanstalt unter Verwaltung der Deutschen Volkspolizei. Während die Speziallager Buchenwald und Sachsenhausen aufgelöst wurden, blieben im berüchtigten »Gelben Elend« circa 6.000 durch sowjetische Militärtribunale (SMT) Verurteilte und 330 Internierte ohne Urteil weiter eingesperrt. Die Internierten wurden kurz darauf in das Zuchthaus Waldheim verlegt und im Rahmen der »Waldheimer Prozesse« in unrechtmäßigen Verfahren abgeurteilt. Die meisten SMT-Verurteilten blieben bis zum Ende der stalinistischen Ära 1956 in Gefangenschaft. > Mehr...
ZITAT DES MONATS
"Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen“.
(chinesisches Sprichwort)
IMPRESSUM
Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Dülferstraße 1
01069 Dresden
Redaktion: Dr. Bert Pampel/Gesine Quellmalz
pressestelle@stsg.smwk.sachsen.de
www.stsg.de
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erschließt, bewahrt und gestaltet historische Orte im Freistaat Sachsen, die an die Opfer politischer Verfolgung sowie an Opposition und Widerstand während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Diktatur in der SBZ/DDR erinnern.