Geschichte der Gedenkstätte
>> Vorgeschichte (1949–1959)
>> Mahn- und Gedenkstätte im Georg-Schumann-Bau (1959–1992)
>> Gedenkstätte Münchner Platz Dresden (seit 1992)
Vorgeschichte (1949–1959)
Im Juli 1949 wandte sich der Dresdner Kreisverband der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) an den sächsischen Ministerpräsidenten Max Seydewitz mit dem Anliegen, eine Gedenkstätte am Münchner Platz einzurichten. Dieser und weitere Anträge des Verbandes auf Errichtung eines Mahnmals auf dem Gelände der ehemaligen nationalsozialistischen Hinrichtungsstätte blieben erfolglos. Offiziell begründete man die Ablehnung mit der angespannten Wirtschaftslage und den knappen Investitionsmitteln. Der tatsächliche Grund, die Weiternutzung des Gebäudekomplexes als Gerichtsort, Haft- und Hinrichtungsstätte, blieb unerwähnt. 1957 übernahm die Technische Hochschule (TH) (seit 1961 Technische Universität (TU)) Dresden das Gebäude und ließ es zu einem Lehrgebäude für den Fachbereich Ingenieurökonomie umbauen. Erst damit wurde die Einrichtung einer Gedenkstätte möglich.
Mahn- und Gedenkstätte im Georg-Schumann-Bau (1959–1992)
Von einem Kuratorium unter Leitung des Rektors der TH Dresden vorbereitet, wurde die Gedenkstätte am 11. Oktober 1959 eingeweiht. Im November 1962 folgte die nachträgliche feierliche Enthüllung der Gruppenplastik „Widerstandskämpfer“ von Arnd Wittig. Zum Gründungskuratorium gehörte Horst Schumann, dessen Vater am Münchner Platz hingerichtet worden war. Als eine führende Gestalt des sächsischen kommunistischen Widerstands dominierte Georg Schumann von Anfang an das Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Strafjustiz am Münchner Platz. Das ehemalige Landgerichtsgebäude erhielt den Namen „Georg-Schumann-Bau“. Eine Platte aus Theumaer Fruchtschiefer gibt die Worte wieder, die Schumann geäußert haben soll, als sein Todesurteil verkündet wurde. Anlässlich seines 100. Geburtstages am 28. November 1986 eröffnete ein „Museum des antifaschistischen Widerstandskampfes“. 1989 folgte die Enthüllung einer Stele Schumanns in einem der ehemaligen Gefängnishöfe, um die die Gedenkstätte in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre räumlich erweitert wurde.
Gedenkstätte Münchner Platz Dresden (seit 1992)
1992 gründeten Bürgerinnen und Bürger, darunter ehemalige Häftlinge, das Münchner-Platz-Komitee e. V. als Trägerverein der Gedenkstätte. Erstmals wurde nun die politische Strafjustiz nach 1945 in das Forschen, Vermitteln und Gedenken am Münchner Platz einbezogen. Am 7. November 1995 wurde die Plastik „Namenlos - Ohne Gesicht“ des Bildhauers Wieland Förster im Nordosthof eingeweiht, um der „zu Unrecht Verfolgten nach 1945“ zu gedenken.
1994 kam die Gedenkstätte unter das Dach der neugegründeten „Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft“. Nach der Schließung des „Museums des antifaschistischen Widerstandskampfes“ wegen gravierender inhaltlicher Mängel im Oktober 1996 organisierte die Stiftung Veranstaltungen und Wechselausstellungen zur Widerstands- und Justizgeschichte in den Räumen der Gedenkstätte.
Seit Dezember 2012 ist die von der Gedenkstätte erarbeitete Dauerausstellung „Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933-1945 || 1945-1957“ zur politischen Strafjustiz während der nationalsozialistischen Diktatur, der sowjetischen Besatzungszeit und der frühen DDR am Münchner Platz zu sehen. Die Gedenkstätte strebt danach, sich künftig als „Gedenkstätte in der Universität“ zu profilieren. Dazu wird auf allen Feldern der Gedenkstättenarbeit die Zusammenarbeit mit der TU Dresden intensiviert. Aufgrund der überregionalen Bedeutung des Münchner Platzes als Ort politischer Verfolgung sowohl während des Nationalsozialismus als auch während der sowjetischen Besatzung und in der DDR wird die Gedenkstätte Münchner Platzes Dresden anteilig aus Haushaltsmitteln des Bundes und des Freistaates Sachsen institutionell gefördert.