Wir trauern um Jiří Honzík (1924-2018)
31.07.18
Am 19. April 1924 wurde Jiří Honzík im ostböhmischen Košumberk (heute Ortsteil von Luže) geboren. Er kam 1941 auf dem Realgymnasium von Vysoké Mýto (Hohenmauth) in Kontakt mit einer kommunistischen Widerstandsgruppe und verteilte in ihrem Auftrag die illegale Zeitschrift „Rudé právo“. Wie uns erst jetzt bekannt geworden ist, ist Docent PhDr. Jiří Honzík am 12. März 2018 verstorben.
Eine Woche vor seinem 18. Geburtstag verhafteten ihn die deutschen Besatzer in seiner Schule. Über das Polizeigefängnis in Pardubice gelangte er in das Gestapogefängnis in der Kleine Festung von Theresienstadt. Wie viele andere widerständige Tschechinnen und Tschechen auch wurde Jiří Honzík zur Vorbereitung des Gerichtsverfahrens nach Dresden in die Untersuchungshaftanstalten auf der Mathildenstraße und der George-Bähr-Straße verbracht.
Während die meisten Mitglieder der Widerstandsgruppe vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurden, erhielt Jiří Honzík im Januar 1943 als „minderschwerer Fall“ vom Oberlandesgericht Leitmeritz eine 12-monatige Jugendstrafe. Die Frage, warum er im Gegensatz zu seinen Mitstreitern überlebt hat, beschäftigte und quälte ihn zeitlebens.
Nach dem Krieg studierte er russische und tschechische Sprache und Kultur an der Prager Karlsuniversität. Seit 1953 lehrte er dort an der Philologischen Fakultät. Nachdem er 1972 die Universität verlassen musste, arbeitete er als freiberuflicher Übersetzer.
Wir sind Jiří Honzík dankbar, dass er uns an seinen Erinnerungen hat teilhaben lassen. Er unterstützte uns mit Dokumenten und Objekten und seiner Bereitschaft zu einem ausgiebigen Interview dabei, die Geschichte der Widerstandsgruppe von Schülern und Absolventen des Gymnasiums in Vysoké Mýto in der Ausstellung „Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet“ darzustellen.
Foto 1: Jiří Honzík ca. 1943 (UaP)
Foto 2: Videostill des Interviews mit Jiří Honzík 2009