„Wir können es nicht abschütteln. Es bleibt ein Teil unserer Geschichte.“ Vortrag und Gespräch zu Frauen in KZ-Außenlagern
16.10.19
Am Abend des 9. Oktober 2019 sprach Dr. Andrea Rudorff, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fritz-Bauer-Institut, über Zwangsarbeit von Frauen in den Außenlagern des Konzentrationslagers Groß-Rosen. Anschließend kam sie mit der Leiterin der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden und dem Publikum ins Gespräch.
Zu Beginn ihres Vortrags hob Andrea Rudorff hervor, dass KZ-Außenlager zunehmend in Vergessenheit geraten würden. Diese existierten in vielen deutschen Städten, so auch in Dresden. Ab dem Sommer 1944 mussten nicht nur zivile Zwangsarbeiter, sondern auch KZ-Häftlinge in Rüstungsbetrieben und deutschen Kommunen verschiedenste Arbeiten verrichten.
Im weiteren Verlauf ihres Vortrags ging Andrea Rudorff genauer auf das Frauenlager Schlesiersee ein, das sich im heutigen Sława in Polen befand. Ein Großteil der Frauen stammte aus Ungarn und wurde über Auschwitz in das Außenlager deportiert. Alle Frauen hatten eine Selektion durchlaufen und dabei häufig auch Familienmitglieder verloren. Vor Ort herrschten katastrophale Unterbringungsbedingungen. Die Häftlinge waren in leeren Scheunen und Stallgebäuden untergebracht. In den letzten Kriegsmonaten wurden sie vor allem zu Schanzarbeiten eingesetzt. Da sie dabei ständig Regen, Schnee und Kälte ausgesetzt waren, bestand ein großes Risiko zu erkranken. Mit dem Näherrücken der Front räumte die SS im Januar 1945 zahlreiche KZ-Außerlager, so auch Schlesiersee. Die Häftlinge wurden zu besonders langen Todesmärschen über Grünberg nach Bergen-Belsen geschickt. Währenddessen erschossen die Wachmannschaften Häftlinge, die krank und erschöpft waren.
Im zweiten Teil der Veranstaltung stand das Gespräch mit der Referentin im Mittelpunkt. Dabei wurden die Überlebenschancen der Häftlinge, die Bestattungspraxis und die juristische Aufarbeitung vertiefend diskutiert. Darüber hinaus kam aus dem Publikum auch die Frage, wie weit die ehemaligen Außenlager im Bewusstsein der Bevölkerung vorhanden wären. Andrea Rudorff erwähnte in diesem Kontext, dass sie am nächsten Tag in Sława zur Enthüllung von einer Gedenktafel eingeladen sei. Die Tafel erinnert an die Frauen im KZ-Außenlager und wurde auf Initiative der deutsch-polnischen Gesellschaft angebracht.
„Wir können es nicht abschütteln. Es bleibt ein Teil unserer G eschichte. Ich bin dankbar für ihre Arbeit, denn sie trägt ein Teil zur Versöhnung der beiden Länder bei“, so ein Besucher zum Abschluss der Vortragsveranstaltung.
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