Vor 24 Jahren eingeweiht: Wieland Försters Bronzeplastik „Namenlos – ohne Gesicht“
07.11.19
Am 7. November 1995 wurde das Denkmal „Namenlos – ohne Gesicht“ des Bildhauers Wieland Förster im Nordosthof des ehemaligen Gefängnisses am Münchner Platz in Dresden eingeweiht. Das titelgebende Motiv stammt aus einem Gedicht von Anna Achmatova. Die eindrückliche Bronzeplastik zeigt eine männliche Figur mit gebeugten Kopf, nach hinten gezerrten Armen und gefesselt. Eingezwängt zwischen steil aufragenden Blöcken scheint eine Bewegung kaum möglich. In dieser künstlerischen Arbeit spiegeln sich auch Wieland Försters eigene Erfahrungen am Münchner Platz in Dresden wieder.
Als 16jähriger wurde Wieland Förster am 17. September 1946 vermutlich infolge einer Denunziation verhaftet und hier eingeliefert. Nach dreimonatigen nächtlichen Verhören verurteilte ein Sowjetisches Militärtribunal (SMT) Wieland Förster am 14. Dezember 1946 am Münchner Platz zu sieben Jahren Arbeitslager wegen so genannter gegenrevolutionärer Sabotage. Ihm wurde vorgeworfen, bei Kriegsende eine Pistole gefunden und sie entgegen der Ablieferungspflicht aufbewahrt zu haben. Nach dem Urteil wurde Förster in das sowjetische Speziallager Bautzen gebracht. Bis zu seiner Entlassung am 21. Januar 1950 kamen über 1800 Häftlinge in diesem Lager ums Leben.
Das am Münchner Platz Erlittene beschäftigte Wieland Förster lange. In einem Protokoll über seine Gefangenschaft berichtete er von den kräftezehrenden Haftbedingungen. Bis zu 20 Häftlinge waren in einer Zelle untergebracht: „Ich habe hier meinen Schlaf verloren“. Seither habe er nie mehr ohne Medikamente schlafen können.
Die Wiedervereinigung 1990 versetzte Wieland Förster in die Lage, diesen Teil seiner Biografie künstlerisch zu verarbeiten. Er wollte mit der Plastik ein „bescheidenes Denk-Mal für die Opfer stalinistischer Justizwillkür [...] [setzen], das in etwa nachdenklichen Schmerz ausdrücken soll“. In seiner Rede zur Einweihung des Denkmals fand Wieland Förster eindrückliche Worte: „Dieses stille Denkmal […] ist kein Totenmal. Der Gefesselte kann körperlich und geistig befreit und aufgerichtet werden von uns – so die Metapher.“land Försters Plastik „Namenlos – ohne Gesicht“
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