Tschechische Delegation des Legionärsverbands besucht Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
20.03.25

Führende Vertreter des Tschechoslowakischen Legionärsverbands, der auf tschechoslowakische Freiwilligenverbände im Ersten Weltkrieg zurückgeht, haben die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden besucht. Mit militärischem Zeremoniell erinnerten sie insbesondere an die tschechischen Opfer, die während des Nationalsozialismus aufgrund ihres Widerstandes gegen die deutsche Besatzungsherrschaft am Münchner Platz hingerichtet wurden. Unter den Hingerichteten waren auch frühere Legionäre des Ersten Weltkriegs.
Am 17. März 2025 kamen etwa 40 Angehörige des Legionärsverbands Československá obec legionářská (ČSOL) aus Tschechien in die Gedenkstätte. Sie legten im früheren Hinrichtungshof Kränze nieder und besuchten die ständige Ausstellung. Leiter der Delegation war Major Milan Mojžíš, Geschäftsführender Sekretär des ČSOL. Neben Angehörigen des Traditionsverbandes, die zum Teil militärischen Uniformen trugen, waren auch Vertreter des Verteidigungsministeriums der Tschechischen Republik gekommen, darunter Pavel Filípek von der Abteilung der Militärgräberfürsorge sowie Schülerinnen und Schüler des Militärgymnasiums und der Höheren Berufsfachschule des Verteidigungsministeriums in Moravská Třebová. Die tschechische Generalkonsulin, Dr. Ivona Valhová, sowie die Leiterin der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Dr. Birgit Sack, begrüßten die Besucherinnen und Besucher. Die Stadt Dresden war durch Dr. Kristin Kaufmann, Beigeordnete für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen, vertreten.
Die Delegation besuchte neben der Gedenkstätte Münchner Platz auch den Neuen Katholischen Friedhof und den Johannisfriedhof in Dresden. Unter den dort bestatteten tschechoslowakischen Widerstandskämpfern sind auch einige ehemalige Legionäre. Einer von ihnen ist Rudolf Loudát (1898–1944). Nach seiner Festnahme im März 1943 kam er über die Gefängnisse Kolin, Theresienstadt, Prag-Pankratz und Bautzen nach Dresden. In Dresden verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Ihm wurde vorgeworfen, im Kollegenkreis illegale Schriften weitergegeben zu haben. Loudát wurde am 26. Juli 1944 mit dem Fallbeil im Richthof des Justizareals am Münchner Platz hingerichtet und anschließend auf dem Johannisfriedhof in Dresden bestattet.
Der frühere tschechoslowakische Legionär Václav Kropáček (1898–1943) war vor der deutschen Besetzung Oberstleutnant in Prag. Mit anderen ehemaligen Militärs gründete er die Widerstandsorganisation Obrana národa (Abwehr der Nation). Dafür verurteilte ihn der Volksgerichtshof in Dresden zum Tode. Am 18. Dezember 1943, fünf Tage nach der Hinrichtung, wurde er auf dem Neuen Katholischen Friedhof bestattet. In den 1960er-Jahren wurde sein Leichnam in das Grab der Familie nach Soběkury überführt.
Die Tschechoslowakischen Legionen, tschechisch Československé legie, waren von Tschechen und Slowaken gebildete militärische Freiwilligenverbände im Ersten Weltkrieg. Diese Soldaten hatten meistens zunächst auf Seiten Österreich-Ungarns gekämpft und waren in französische, serbische, italienische oder russische Kriegsgefangenschaft geraten. Anschließend kämpften sie in den Armeen dieser Länder gegen die das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs belief sich ihre Zahl auf insgesamt 90 000 Mann. Die Aufstellung dieser Kampfgruppen diente dem Ziel, nach dem Auseinanderbrechen der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie einen tschechoslowakischen Staat zu begründen. Nach der Staatsgründung 1918 bildeten die Legionen den Kern der neuen tschechoslowakischen Armee. Während des Zweiten Weltkriegs schlossen sich viele ehemalige Legionäre dem Widerstand gegen die deutsche Besatzungsherrschaft an.
Der Tschechoslowakische Legionärsverband (Československá obec legionářská, kurz ČSOL) wurde 1921 gegründet. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 wurde die Organisation aufgelöst, 1945 jedoch wieder etabliert. Während der kommunistischen Herrschaft ging der Verband 1948 in dem Tschechoslowakischen Verband der antifaschistischen Kämpfer Československý svaz protifašistických bojovníků (ČSSPB), auf, bis er nach 1990 wieder als eigenständige Organisation etabliert wurde. Aus dem Veteranenverband ist nach dem Tod der letzten überlebenden Veteranen des Ersten Weltkriegs ein Traditionsverband geworden, zu dessen Mitgliedern einige noch lebende tschechoslowakische Veteranen des Zweiten Weltkriegs und ehemalige Angehörige der Armee der Tschechischen Republik gehören. Die Mitgliedschaft im ČSOL steht jedoch allen Personen offen, welche die Traditionen des tschechoslowakischen Widerstands pflegen wollen.
Kontakt
Volker Strähle (Referent Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
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