Trauer um Werner Stiehl (1926 – 2020)
02.12.20
Kurz vor Vollendung seines 94. Lebensjahres ist Werner Stiehl am 31. Oktober 2020 verstorben.
Als 19-Jähriger geriet er 1946 in die Mühlen der sowjetischen Militärjustiz, als er Schusswaffen, die er mit Freunden im Wald gefundene hatte, eigentlich nur bei den Behörden abgeben wollte. Nach wochenlangen Verhören in Freiberg und am Münchner Platz in Dresden verurteilte ihn ein Militärtribunal zu zehn Jahren Arbeitslager.
Werner Stiehl kam in die Speziallager Bautzen und Sachsenhausen. Nach der Auflösung der Lager wurde er in das Zuchthaus Luckau verbracht. Dort erkrankte er schwer an Lungentuberkulose, wurde ins Haftkrankenhaus Waldheim verbracht, aus dem ihn die Behörden schließlich im März 1951 entließen.
Nach einigen Monaten der Genesung im Elternhaus in Dorfchemnitz nahm er seine Arbeit als Landmaschinenschlosser wieder auf. Über seine Erlebnisse in der Haft schwieg er sogar gegenüber seiner Familie, zu groß war die Furcht vor einer erneuten Verhaftung. Erst die Friedliche Revolution und die Wiedervereinigung ließen ihn mit seinen Erinnerungen in die Öffentlichkeit gehen.
Das aktive Mitglied der Bezirksgruppe Freiberg der „Vereinigung der Opfer des Stalinismus“ berichtete der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden in einem ausführlichen Zeitzeugeninterview über seine Verfolgungsgeschichte und trug so dazu bei, die wenig erforschte Zeit der sowjetischen Besatzungsjustiz zu erhellen.
Kontakt:
Dr. Gerald Hacke (Wissenschaftliche Dokumentation und Ausstellungsbetreuung)
0351 46331952
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