Theaterperformance "Der Tod ist ein Meister aus D." am 16. und 17. Oktober 2020 in der Gedenkstätte
26.10.20
In seiner Todesfuge schreibt Paul Celan (1920-1970): „Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland / er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in Luft“. Kann dichterische Sprachkunst jenseits von Zahlen und Daten das Unbegreifliche nahbarer machen? Dieser Frage näherte sich anlässlich seines 100. Geburts- und 50. Todestags re-Publik Performance um den Regisseur Olek Konrad Witt. In sechs Stationen auf dem Gelände des früheren Justizkomplexes am Münchner Platz folgten die Besucher*innen einer theatralen Installation: sie wanderten in kleinen Gruppen durch den Zellentrakt, die Ausstellungsräume oder die umliegenden früheren Gefängnishöfe. Sie erlebten Darstellerinnen, die sich anhand von Texten Celans, Ilse Webers (1903-1944) und Jiři Weils (1900-1959) mit Erinnerung auseinandersetzten. Die Station in der Eingangshalle des früheren Gerichts stellte einen lokalen Bezug her. Die Urgroßmutter der hier auftretenden Studentin wurde in Dresden vom Oberlandesgericht zu 30 Monaten Haft verurteilt und nach Strafverbüßung ins Frauen-KZ Moringen deportiert.
Eröffnet und beendet wurde die Aufführung im früheren Richthof. Begleitet von dem Leipziger Gewandhaus-Kinderchor (am Samstag vom Kinderchor des „Mosaika“ e.V. aus Bischofswerda) las Rita Schaller Passagen aus der Erzählung von Jiři Weil „Das Schaf von Lidice“.
Trotz der widrigen Wetterbedingungen war die Premiere am 16. Oktober ebenso wie die Aufführung am folgenden Tag ausgebucht.
Kontakt:
Dr. Gerald Hacke (Wissenschaftliche Dokumentation und Ausstellungsbetreuung)
0351 46331952
gerald.hacke@stsg.de