Neue historische Markierungen der Gedenkstätte Münchner Platz
07.09.21
Seit kurzem fallen in und um den früheren Justizkomplex am Münchner Platz, den heutigen Schumann-, Hülsse- und Tillich-Bau der TU Dresden, leuchtendrote Stäbe ins Auge. Die insgesamt 19 Text- und Bildtafeln reichen weit über den engeren Bereich der Gedenkstätte im Umfeld des ehemaligen Hinrichtungshofs hinaus. Entstanden sind sie mit Unterstützung der TU Dresden und in Zusammenarbeit mit dem Berliner Gestalterbüro gewerkdesign.
Der historische Gerichts- und Haftort am Münchner Platz ist stark überformt: Viele Spuren verwischten mit der Übernahme der Gebäude durch die Universität. Zugleich wurde der Ort durch die Ende der 1950er-Jahre eingerichtete Gedenkstätte, die auf die Erinnerung an den kommunistischen Widerstand fokussierte, überprägt.
Dort setzen die Markierungen an. Sie geben Auskunft über ausgewählte sichtbare Spuren. Sie verweisen aber auch auf solche Orte, wo nichts oder fast nichts mehr von der ursprünglichen Nutzung erkennbar ist. Das betrifft etwa den heutigen Tillich-Bau, wo die Hinrichtungen in einem Raum stattfanden, als der Münchner Platz von 1952 bis 1956 die zentrale Hinrichtungsstätte der DDR-Justiz war.
Jede Markierung sieht anders aus. Farblich unterschiedliche Tafeln berichten über die Funktion des konkreten Ortes zurzeit der justizielle Nutzung, über Denkmalsetzungen oder die Biografien von Verfolgten. Alle Texte sind zweisprachig deutsch / englisch gehalten.
Die Markierungen richten sich sowohl an Einzelbesucherinnen und Einzelbesucher der Gedenkstätte, die sie mit Hilfe eines Flyers aufsuchen können. Ebenso sind sie in die Projektarbeit der Gedenkstätte mit Schülerinnen und Schülern sowie in geführte Rundgänge über das Gelände des ehemaligen Justizkomplexes eingebunden. Gleichermaßen wenden sie sich an Studierende und Lehrende der TU Dresden.
Die ständige Ausstellung VERURTEILT.INHAFTIERT.HINGERICHTET der Gedenkstätte erzählt die Ortsgeschichte chronologisch in vier aufeinander folgenden Teilausstellungen (NS-Strafjustiz, Sowjetische Militärjustiz, DDR-Justiz, Geschichte der Gedenkstätte). Die Markierungen befinden sich an den Orten innerhalb und außerhalb des Gebäudekomplexes, in denen das in der Ausstellung thematisierte Geschehen tatsächlich stattgefunden hat. Thematisch und zeitlich greifen sie über das in der ständigen Ausstellung Gezeigte hinaus. Dazu trägt auch der geplante Media-Guide bei, um den die Markierungen künftig erweitert werden.
Im Zuge der Installation einer Markierung wurde der an den früheren Hinrichtungshof angrenzende Zellentrakt mit einer neuen sachlichen Beleuchtung versehen. Diese nimmt die düstere Todeszellentrakt-Inszenierung der DDR-Gedenkstätte zurück und bettet die historischen Zellen wieder in ihre tatsächliche Nutzung als so genannte Wegsteckzellen ein. Diese dienten der vorübergehenden Unterbringung von Gefangenen auf dem Weg zu den Verhandlungssälen und zurück.
Am Sonntag, 12.9.2021, um 11 und 13 Uhr, bietet die Gedenkstätte speziell dazu anlässlich des Tags des offenen Denkmals unter dem Titel Die „Todeszellen“ am Münchner Platz – Inszenierung und Realität halbstündige Führungen an.
Überblicksflyer Markierungen.pdf
Kontakt:
Dr. Birgit Sack (Leiterin)
0351 46331990
birgit.sack@stsg.de