Mit dem Fahrrad in die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
01.09.20
Am vergangenen Freitag besuchte Karel Fort auf der Suche nach Informationen über seinen Vater Josef Fořt (1911-1988) am Rande einer Fahrradtour entlang der Elbe in Richtung Prag die Gedenkstätte. Seit 1968 lebt er in der Schweiz, da sein Vater in der ČSSR aus politischen Gründen keine Perspektive mehr sah.
Der Ingenieur und Reserveoffizier stand im November 1943 im Schwurgerichtssaal des Dresdner Landgerichts vor dem Volksgerichtshof. Von den acht wegen Hochverrats und Feindbegünstigung Angeklagten erhielten vier die Todesstrafe. Josef Fořt und ein weiterer Angeklagter jedoch wurden freigesprochen. Die Richter hatten die bei der Pilsener Gestapo erpressten Geständnisse nicht verwendet. Sie glaubten Josef Fořts entlastenden Aussagen. Er wollte nicht gewusst haben, dass die Auskünfte, die er von einem Zwischenfall bei seiner Arbeit in der Kanonenbauwerkstätte der Škodawerke in Plzeň weitergegeben hatte, gegen die deutsche Besetzung gerichtet waren.
Da die Gestapo vor Übergabe an die Justiz einen Schutzhaftbefehl gegen ihn ausgestellt hatte, kam Josef Fořt nach dem Freispruch jedoch nach Prag in Gestapohaft. Die Gestapoleitstelle regte bei der Oberreichsanwaltschaft unter Berufung auf die angeblich ohne äußere Pressionen zustande gekommenen Geständnisse einen außerordentlichen Einspruch an. Josef Fořt, der inzwischen über die Kleine Festung in Theresienstadt ins KZ Buchenwald deportiert worden war, wurde nach Berlin verbracht. Der Besondere Senat des Volksgerichtshofs verurteilte Josef Fořt Anfang November 1944 zum Tode.
Schon in der Todeszelle in der Haftanstalt Brandenburg-Görden einsitzend reichte Josef Fořt einen Erfindervorschlag ein, der ihm das Leben retten sollte. Um diesen zu prüfen, wurde die Urteilsvollstreckung verschoben. Josef Fořt gelangte über Halle und Torgau noch vor Kriegsende nach Prag zurück. Er hat zwar einen Erinnerungsbericht hinterlassen, doch bleiben noch viele Fragen offen, bei deren Klärung die Gedenkstätte seinen Sohn Karel Fort gerne unterstützt.
Kontakt:
Dr. Gerald Hacke (Wissenschaftliche Dokumentation und Ausstellungsbetreuung)
0351 46331952
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