#Kalenderblatt – Heute vor 78 Jahren: Bombentreffer auf die Haftanstalt am Münchner Platz
15.02.23
Bei den ersten Angriffswellen auf Dresden am 13./14. Februar 1945 wurde das Gefängnis in Dresden-Plauen im Gegensatz zu dem auf der Mathildenstraße vergleichsweise geringfügig beschädigt. Das dortige Hafthaus wurde völlig zerstört. Etwa 30 Gefangene starben.
Erst bei den Tagesangriffen am 15. Februar wurde die Haftanstalt in der George-Bähr-Straße großflächig zerstört. Sprengbomben trafen das Maschinenhaus, das Rundteil und drei der vier Haftflügel. Zellentüren zersplitterten durch die Sprengwirkung. Ein Stück der Umwehrungsmauer stürzte ein. Mindestens fünf der rund 1 300 Häftlinge starben infolge der Bombentreffer, 19 weitere Häftlinge, darunter fünf Frauen, wurden schwer verwundet. Etwa 150 Gefangenen gelang die Flucht. Unter den Entflohenen befanden sich auch einige zum Tode Verurteilte. Viele von ihnen wurden jedoch in den folgenden Tagen wieder aufgegriffen, nur wenigen gelang es, sich bis zum Kriegsende zu verstecken.
Eine sichere Unterbringung der Häftlinge am Münchner Platz war nach Einschätzung der Justizbehörden nicht mehr möglich. Heinz Jung, Dresdner Generalstaatsanwalt, ordnete an, den Großteil der Häftlinge über Meißen nach Leipzig zu verlegen. Im nur beschädigten Nordflügel der Haftanstalt am Münchner Platz blieben unter der kommissarischen Leitung des Oberverwaltungsinspektors Ranke über 120 nicht transportfähige Häftlinge zurück, darunter ein Drittel Frauen. Diese Häftlinge litten unter unzureichender Ernährung und mangelnder medizinischer Betreuung. Die Zellen waren infolge der Zerstörung des Kesselhauses nicht mehr beheizbar.
Die meisten Gefangenen mussten am Morgen des 16. Februar 1945, begleitet von Anstaltsdirektor Eduard Reinicke und dem Gefängnisarzt Dr. Albert Schneller, zu Fuß nach Meißen aufbrechen. Gefangene, die nicht mehr marschfähig waren, wurden unterwegs in einen Pferdewagen verladen und dann mit der Eisenbahn nach Meißen gebracht. Dort verbrachten sie auf den Dachböden des Amtsgerichts vier Tage unter katastrophalen Bedingungen, um dann in Güterwaggons gepfercht weiter nach Leipzig transportiert zu werden. Auch in Meißen gelang einigen Häftlingen die Flucht.
Nach ihrer Ankunft in Leipzig wurden die männlichen Gefangenen in den Haftanstalten in der Beethovenstraße und in der Moltkestraße, die weiblichen im Frauengefängnis Klein-Meusdorf untergebracht. Diese Gefängnisse waren stark überbelegt, ansteckende Krankheiten wie Ruhr und Tuberkulose grassierten. Von den zum Tode verurteilten Häftlingen wurden noch 11 in der Hinrichtungsstätte in Halle sowie 32 weitere durch ein Wehrmachtskommando auf dem Schießstand der Kaserne Leipzig-Gohlis getötet.
Kontakt:
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