Gedenken an die 12 hingerichteten Mitglieder der „Czarny Legion“ aus Gostyń am 24. Juni 2020 auf dem Neuen Katholischen Friedhof in Dresden
01.07.20
Seit vielen Jahren gedenken Dresdnerinnen und Dresdner, Überlebende und Hinterbliebene sowie Vertreter der polnischen Stadt Gostyń traditionell um den 24. Juni den am Münchner Platz hingerichteten Mitgliedern der Widerstandsorganisation „Czarny Legion“ (Schwarze Legion).
Wegen der coronabedingten Reisebeschränkungen konnten die polnischen Gäste in diesem Jahr leider nicht nach Dresden kommen. In der langen Beziehungsgeschichte zwischen Dresden und der in der Woiwodschaft Großpolen gelegenen Stadt Gostyń war dies erst das dritte Mal, dass es einer polnischen Delegation verwehrt war, vor Ort ihrer getöteten Landsleute zu gedenken. Nur die Phase des Kriegsrechts in Polen und der gesellschaftliche Umbruch 1989/90 hatte bisher zu einer Unterbrechung der Treffen geführt.
Umso erfreulicher war es, dass der Bürgermeister Gostyńs, Jerzy Kulak, in seinem übermittelten Grußwort den Dresdnerinnen und Dresdnern sehr herzlich dankte, dass sie sich zum Gedenken auf dem Neuen Katholischen Friedhof zusammengefunden haben. Nach seinen Worten gibt ihre Anwesenheit „Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft – trotz negativer Faktoren von außen“.
Der Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen und des Münchner-Platz-Komitees, Wolfgang Howald, und der Erste Bürgermeister der Stadt Dresden, Detlef Sittel, hoben die persönlichen und institutionellen Beziehungen hervor, die sich im Laufe der Jahre zwischen Dresdnern und Gostyńern entwickelt haben und die bis heute zur Versöhnung zwischen Polen und Deutschland beitragen. Umso schmerzlicher traf die vorübergehende Schließung der seit vielen Jahren offenen sächsisch-polnischen Grenze viele Menschen in beiden Ländern und machte bewusst, dass diese keine Selbstverständlichkeit ist.
Ab April 1941 verhaftete die Gestapo in Gostyń, dass in jenen Jahren Gostingen hieß, 80 Mitglieder der Schwarzen Legion, die sich zur Vorbereitung eines bewaffneten Aufstandes zusammengefunden hatten. Zwölf Angeklagte verurteilte das Oberlandesgericht Posen in Zwickau zum Tode. Die Urteile wurden am 23. und 24. Juni 1942 in Dresden am Münchner Platz vollstreckt. Die meisten kamen in Straf- und Konzentrationslager, nur wenige überlebten.
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