Gedenken am Münchner Platz Dresden – Ideen für den Alten Leipziger Bahnhof
28.01.25
Am Abend des 27. Januar 2025 haben in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Dresden sowie des Freistaats Sachsen, von Parteien und der Zivilgesellschaft sowie die Sächische Staatsministerin für Kultur und Tourismus und Vorsitzende des Gedenkstättenstiftungsrates Barbara Klepsch der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Anschluss an die Gedenkfeier stellte der Förderkreis Gedenk- und Begegnungsort Alter Leipziger Bahnhof seine Ideen für einen künftigen Erinnerungsort zur Deportationsgeschichte in Dresden vor.
Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz waren etwa 150 Personen im früheren Hinrichtungshof der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden zusammengekommen. Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur, Wissenschaft und Tourismus, erinnerte an das Netz von Dresdner Institutionen, die im Nationalsozialismus an der Verfolgung und Vernichtung von Menschen mitwirkten. Eine davon war der Justizkomplex am Münchner Platz in Dresden, wo 1300 Menschen hingerichtet wurden – größtenteils insbesondere Tschechinnen und Tschechen aus dem Widerstand.
„Dresden war eben keine unschuldige Kunst- und Kulturstadt, sondern eine Stadt der Täter“, sagte André Lang von der Dresdner Jüdischen Gemeinde in seiner Rede. Sein Vater Max Lang war 1934 als Kommunist vom Oberlandesgericht Dresden zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Im Exil in Manchester, wo 1946 sein Sohn geboren wurde, hatte er die aus Ungarn stammende Jüdin Ruth Nelly Lang, geborene Weisz, geheiratet. „Aber Dresden war auch die Heimatstadt meines Vaters. Und so kehrten wir hierher zurück“, sagte Lang. Als „jüdischer Antifaschist“, wie er sich nannte, hatte André Lang eine deutliche Botschaft: „Mit Rechtsextremisten und Verfassungsfeinden setzt man sich nicht an den Tisch – und man wählt sie auch nicht in den Geheimdienstausschuss des sächsischen Landtages.“
Der Vorsitzende des Münchner-Platz-Komitees, Wolfgang Howald, wandte sich in seiner Rede an die Vertreter der AfD. Eine Kranzniederlegung am Gedenktag für die NS-Opfer durch Vertreter einer Partei, die als erwiesen rechtsextrem gelte, sei heute nicht erwünscht und in seinen Augen eine Verhöhnung der Opfer. Als die zwei AfD-Vertreter später trotzdem einen Kranz ablegten, erschallten die lauten Rufe einer Frau über den Hof. „Ihr seid hier nicht erwünscht“, rief sie unter anderem. Für ihre Intervention erhielt sie Beifall von Besucherinnen und Besuchern der Gedenkstunde.
In der anschließenden Veranstaltung sprachen André Lang und Steffen Heidrich über den „Weg zum Gedenk- und Begegnungsort Alter Leipziger Bahnhof in Dresden“. In den Mittelpunkt seines Impulsvortrags stellte der Historiker Steffen Heidrich die zwei größten Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Dresden: Der Zug vom 21. Januar 1942 transportierte die verfolgen Menschen ins Ghetto Riga, der Zug vom März 1943 die im „Judenlager Hellerberg“ festgehaltenen Menschen ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Beide gingen vom Alten Leipziger Bahnhof aus.
Dem interessierten Publikum stellte Heidrich die Ideen für den künftigen Ort vor, der gleichzeitig als Gedenkstätte, Begegnungsort und zur Vermittlung seiner verkehrstechnischen Bedeutung als Endpunkt der ersten deutschen Ferneisenbahnstrecke genutzt werden soll. „Da besteht durchaus ein Spannungsverhältnis“, sagte er. Andre Lang erzählte, wie der Förderkreis den Alten Leipziger Bahnhof ab Januar 2022 „aus der Versenkung geholt“ habe. Dieser sei als Deportationsort im Gedächtnis der Stadt gar nicht präsent gewesen. Optimistisch entwarf der frühere Bauplaner Lang die Schritte zur Umsetzung des Erinnerungsortes: „Wenn alle das wollten“, könne die Stadt Dresden das Gelände innerhalb von drei Monaten kaufen. „Und dann halte ich es durchaus für realistisch, dass wir 2028 eröffnen.“
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