„Dies bisschen Leben“. Vom Leben und Sterben einer Damenschneiderin aus Dresden
07.04.20
Erich Maria Remarque ist durch seinen Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ zu einem der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache geworden und ist auch heute – 50 Jahre nach seinem Tode – weltweit berühmt. Weniger bekannt ist Remarques jüngste Schwester Elfriede, die auf gewaltsame Weise ums Leben kam: Die Damenschneidermeisterin wurde am 16. Dezember 1943 in Berlin-Plötzensee wegen angeblicher „Wehrkraftzersetzung“ durch das Fallbeil hingerichtet.
Dresden spielt eine besondere Rolle im Leben von Elfriede Scholz, geb. Remark, da sie von 1929 bis 1943 in der Stadt lebte – als erfolgreiche Damenschneiderin im „Mekka“ der damaligen Modewelt mit Kontakten zur städtischen Maler- und Musikerszene. Am Ende wurde ihr die Stadt jedoch zum Verhängnis. Nachdem eine befreundete Kundin sie denunziert hatte, kam sie im Polizeigefängnis in der Schießgasse in Gestapohaft. Von dort wurde sie nach Berlin vor den Volksgerichtshof verbracht. Seit 2013 erinnert in der Bergstraße 42 in Dresden ein Stolperstein an Elfriede Scholz.
Die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden steht in Kontakt mit Heinrich Thies, der seiner Doppelbiografie „Dies bisschen Leben“ über das Geschwisterpaar gerade den letzten Feinschliff gibt. Im August soll sie im Verlag zu Klampen! erscheinen. Der Journalist und Schriftsteller ist auf die bewegende Geschichte Elfriede Scholz' bereits bei den Recherchen zu seinem letzten Buch gestoßen: „Fesche Lola, brave Liese. Marlene Dietrich und ihre verleugnete Schwester“ (Hoffmann und Campe, 2017). Denn Erich Maria Remarque war einer der Liebhaber der legendären Diva Marlene Dietrich – ein Aspekt, der natürlich auch in seiner neuen Doppelbiografie beleuchtet wird. Eine Geschichte zwischen Hollywood und Plötzensee – von zwei Geschwistern im Strudel der deutschen Geschichte.
Eigentlich war ein persönliches Kennenlernen mit dem Autor Heinrich Thies in diesem Monat geplant, um die Buchpremiere in der Gedenkstätte vorzubereiten. Nun hoffen das Gedenkstättenteam und der Autor, dass die Veröffentlichung Ende September dieses Jahres vorgestellt werden kann.
Kontakt:
Dr. Gerald Hacke (Wissenschaftliche Dokumentation und Ausstellungsbetreuung)
0351 46331952
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