„Die Wirkungskraft des authentischen Ortes erhalten“: Tag des offenen Denkmals in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
09.09.19
Am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, erschienen zahlreiche Menschen in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden. Es bestand die Möglichkeit, neben der Besichtigung der Dauerausstellungen auch an verschiedenen thematischen Rundgängen teilzunehmen.
Zu Beginn erkundete eine Gruppe mit dem Besucherreferenten Tom Stegmeier den ehemaligen Justizkomplex, der heute Teil der Technischen Universität Dresden ist. Dabei wies er auf noch sichtbare Zeichen der fünfzigjährigen Nutzung als Gerichts-, Haft- und Hinrichtungsort hin. Beispielsweise sind an der Fassade des heutigen Schumannbaus noch zahlreiche Elemente wie Reliefs und Figuren über dem Haupteingang erhalten, die das Justizverständnis zu Beginn des 20. Jahrhunderts verdeutlichen. Des Weiteren schaute sich die Gruppe den früheren Schwurgerichtssaal an, in dem während der NS-Diktatur auch Prozesse des Volksgerichtshofs stattfanden. In der Dresdner Hinrichtungsstätte gingen die meisten vollstreckten Todesurteile auf dieses Gericht zurück.
Am Nachmittag berichtete die Bauarchäologin Barbara Schulz interessierten Besuchern und Besucherinnen von ihrer Spurensuche zum Standort der Guillotine. Für die Positionsbestimmung sei es besonders wichtig gewesen, alte Quellen wie Fotografien und Baupläne mit einzubeziehen. Erst nachdem sie diese Daten statistisch ausgewertet, verglichen und neue Aufmaße genommen habe, führte sie minimalinvasive Untersuchungen im ehemaligen Richthof durch. Heute sind ihre Ergebnisse in Form einer helleren Bodenplatte sichtbar. Die Platte kennzeichnet den ehemaligen Standort der Guillotine.
Abschließend führte Barbara Schulz aus, dass sie Rekonstruktionen von früheren Zuständen kritisch sehe. Sie betonte, wie wichtig es für ihre Arbeit als Bauarchäologin an Gedenkstätten sei, "die Wirkungskraft des authentischen Ortes zu erhalten und nur geringe Eingriffe vorzunehmen".
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