„Die Menschen werden aus dem Vergessen geholt“ – Vortrags- und Gesprächsveranstaltung zu Stolpersteinen
28.01.20
Erinnerungen sind nicht nur ein zentraler Bestandteil der eigenen Identität, sondern haben auch eine wichtige Bedeutung für unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben. Um eine ganz bestimmte Form des Erinnerns ging es in der Vortrags- und Gesprächsveranstaltung am 27. Januar 2020: die „Stolpersteine“.
Anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz sprachen Dr. Anne Thomas als Koordinatorin für das Kunstdenkmal „Stolpersteine“ und Claus Dethleff vom Verein Stolpersteine für Dresden e. V. über die kleinen Messing-Quader, die seit 1996 verlegt werden. Die „Stolpersteine“ erinnern an Frauen, Männer und Kinder, die im Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden.
Anne Thomas erläuterte in ihrem Vortrag, wie unterschiedlich auf europäischer Ebene diese Form des Erinnerns angenommen wird. Während die Niederlande, Norwegen und Deutschland dem eher aufgeschlossen gegenüberstehen, gibt es in Polen und Frankreich nur selten oder gar keine Stolpersteine. Darüber hinaus zeigte die Referentin einen Film über die aufwändige Produktion eines Stolpersteins durch den Bildhauer Michael Friedrichs-Friedländer. Der Künstler beschreibt die Herstellung mit den folgenden Worten: „So individuell die Schicksale waren, so individuell soll auch die Gestaltung der Erinnerung an sie sein. Ich schlage jeden Buchstaben einzeln ein.“
Im anschließenden Gespräch mit Anne Thomas und Claus Dethleff berichteten beide, dass sie häufig auch Kontakt mit Angehörigen von Verfolgten haben. Ihnen werde immer wieder bewusst, wie viel Wirkung dieses Projekt entfaltet. Es sei beeindruckend wie die individuellen Schicksaale von ganz normalen Menschen wieder sichtbar werden: „Die Menschen werden aus dem Vergessen geholt.“
Kontakt:
Maria Hofmann (Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit)
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