Biografie von Maria Grollmuß in der Neuen Deutschen Biographie veröffentlicht
08.04.25

Seit dieser Woche ist die Widerstandskämpferin Maria Grollmuß (1896–1944) Teil der Neuen Deutschen Biographie (NDB online). Damit würdigt die deutsche Nationalbiografie das Leben und Wirken Maria Grollmuß‘, die 1934/35 ein Jahr lang im Frauentrakt der Untersuchungshaftanstalt am Münchner Platz in Dresden auf ihren Prozess vor dem Volksgerichtshof wartete. 1944 starb sie im Konzentrationslager Ravensbrück.
Zusammen mit dem Vorgängerprojekt Allgemeine Deutsche Biographie ist die Neue Deutsche Biographie und ihr digitales Nachfolgeprojekt NDB-online die maßgebliche deutsche Nationalbiografie. Über 26.000 Einzel- und Familienartikel, jeweils von Expertinnen und Experten verfasst, liegen in gedruckter Form und inzwischen auch digital vor.
Geschrieben hat den Artikel über Maria Grollmuß die Leiterin der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Dr. Birgit Sack. Sie hat sich über viele Jahre mit Grollmuß befasst und 2023 eine umfassende Biografie veröffentlicht: „Maria Grollmuß (1896–1944). Biografische Annäherung und Erinnerungsnarrative“.
Durch die Novemberrevolution 1918 politisiert, führte Maria Grollmuß‘ parteipolitischer Weg vom linken Flügel der Zentrumspartei über die Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) 1932 zur neu gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nahm Maria Grollmuß Kontakt zu dem im Prager Exil lebenden Mitbegründer der SAP, Max Seydewitz, wieder auf sowie zum österreichischen Sozialistenführer Otto Bauer. Der Volksgerichtshof verurteilte Grollmuß 1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer siebenjährigen Haftstrafe, die sie im Zuchthaus Waldheim verbüßte. Danach wurde sie ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert, wo sie im August 1944 an den Folgen der Haftbedingungen verstarb.
Während die meisten in der Deutschen Biographie Gewürdigten bereits zu Lebzeiten öffentlich bekannte Persönlichkeiten waren, hatte Maria Grollmuß nie herausgehobene Ämter oder Funktionen inne. „Sie wurde erst nach ihrem Tod zu einer bekannten Person“, sagt die Autorin Birgit Sack. In den politischen Organisationen, denen Grollmuß angehörte, blieb sie eine Außenseiterin. Auch nachträglich entziehe sie sich einer klaren Zuordnung: „Sie verstand sich als Sozialistin und Deutsche ohne ihre sorbischen Wurzeln zu verleugnen.“ Beeindruckend an Grollmuß sei ihre eigenwillige Persönlichkeit, die sie immer wieder eine neue politische Heimat suchen ließ. „Sie wollte sich politisch engagieren und ist immer ihren Überzeugungen gefolgt“, meint Birgit Sack.
Link: Artikel zu Maria Grollmuß in der Neuen Deutschen Biographie
Kontakt
Dr. Birgit Sack (Gedenkstättenleiterin)
Tel. 0351 4633 6466
birgit.sack@stsg.de