Zeithain_1 Ehrenhain
B 169 Richtung Neudorf (Parz.823)
Die Gemeinde Zeithain liegt nordwestlich von Dresden in der Nähe der Stadt Riesa. Sie nimmt in diesem Buch eine Sonderstellung ein, denn hier befindet sich die mit Abstand größte Gräberstätte sowjetischer Bürger im Freistaat Sachsen. In Zeithain, einem traditio nell militärisch geprägten Ort mit großem Truppenübungsplatz, entstand ab Mai 1941 ein großes Stammlager, das zunächst ausschließlich der Unterbringung sowjetischer Kriegsgefangener diente. 1942/43 wurde dieses Lager schrittweise zu einem riesigen Kriegsgefangenen-Reservelazarett mit einer Kapazität von fast 8 000 Betten umgebaut, in das spä ter auch Angehörige anderer Nationen eingeliefert wurden. Nach umfangreichen Untersuchungen auf den vier auf dem Gebiet der Gemeinde Zeithain angelegten Friedhöfen durch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) wurde die Opferzahl im Oktober 1946 mit 32 430 angegeben. Im Gedenken an diese erschütternde Zahl von Opfern beschloss die SMAD bereits 1946, auf dem Gelände des ehemaligen „Russenfriedhofs Zeithain“ einen Ehrenhain für die verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen einzurichten. An der Bundesstraße 169 in Richtung Gröditz weist kurz hinter Zeithain ein mit rotem Granit verkleideter, etwa fünf Meter hoher Obelisk auf die Gedenkstätte hin. Der Ehrenhain ist mit einer Fläche von 180x180m der größte der vier sowjetischen Ehrenfriedhöfe auf dem Territorium der Gemeinde Zeithain. Vom ehemaligen Gelände des Kriegsgefangenenlagers liegt dieser Friedhof relativ weit entfernt, denn er wurde in der Nähe des außerhalb des eigentlichen Lagergeländes gelegenen Seuchenlazaretts eingerichtet. Hier wurden zwischen Juli und Dezember 1941 Tausende sowjetische Kriegsgefangene in Einzel- und Massengräbern begraben. Im Zusammenhang mit einer Fleckfieberepidemie und der Verhängung einer Quarantäne über das Lager Mitte Dezember 1941 endeten die Bestattungen auf diesem Friedhof. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Lagergelände wurde ein neuer Friedhof, der „Russenfriedhof Jacobsthal“ angelegt. In den Jahren 1948/49 entstand schließlich der heutige Ehrenhain mit einem aus rotem Granit gefertigten großen Eingangsportal und einem 15 m hohen Obelisken (Bild 1+2). Links und rechts des zentralen Weges finden sich gleichförmig gestaltete Rasen flächen, unter denen sich 46 Massengräber befinden. Entlang der am östlichen Rand des Ehrenhains verlaufenden Bahnlinie Riesa-Elsterwerda erstreckt sich ein weiteres Gräberfeld. Dort wurden im Sommer 1941 die ersten verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen in mehreren Hundert Einzelgräbern, später dann in Massengräbern beigesetzt. Heute sind die einzelnen Grabstätten, mit Ausnahme von sechs Einzelgräbern hinter dem Obelisken (4), in denen umgebettete sowjetische Kriegsgefangene aus dem benachbarten Dorf Wülknitz ruhen, nicht mehr sichtbar. Insgesamt ruhen auf diesem Friedhof, nach Angaben der SMAD von 1946, mehr als 8 000 Kriegsgefangene, von denen bisher 3 339 namentlich ermittelt werden konnten. Heute ist der Landkreis Meißen für die Pflege verantwortlich. Seit 1999 informiert die Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung über die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Zeithain (3).