Sie schrieben um ihr Leben: Dokumentationsstelle veröffentlicht erstmals Gnadengesuche
20.01.25
In den Jahren 1950 bis 1952 verurteilte die sowjetische Militärjustiz in Dresden mindestens 109 Menschen zum Tode. Zu ihnen zählten oppositionelle Studenten, Mitglieder bürgerlicher Parteien und Informanten der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) oder westlicher Geheimdienste. Eine neue Website vermittelt ausgehend von zwölf Gnadengesuchen Informationen über die Verurteilten und die Hintergründe ihrer Verhaftung sowie Wissen über das Begnadigungsverfahren und die Urteilsvollstreckung.
Die Gnadengesuche aus dem Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF) werden auf der Seite https://www.smt-dresden.de/gnadengesuche erstmals im Original publiziert. Darüber hinaus wurden sie von einem Ensemblemitglied der Studiobühne Bayreuth eingesprochen, was einen zusätzlichen, einfühlsamen Zugang zu den Texten ermöglicht. Daneben erfolgt eine Kommentierung der Gnadengesuche. Einzelne Textpassagen werden mittels Dokumenten aus deutschen und russischen Archiven, durch Videointerviews oder durch textliche Erläuterungen erschlossen und verständlich gemacht.
Die Gnadengesuche umfassen zwischen einer und sieben Seiten. Maßgeblich für die Auswahl der veröffentlichten zwölf Gnadengesuche waren der Aussagewert des Gnadengesuchs, die Vielfältigkeit und Dichte der vorhandenen Informationen zu den Tatvorwürfen und –hintergründen sowie eventuell vorhandene weitere Materialien, etwa Fotografien.
Durch die Kommentierung und verlinkte Kurzbiographien der Verurteilten ergibt sich ein vielschichtiges Bild sowohl von der Praxis sowjetischer Militärtribunale und Geheimdienste als auch von den Beweggründen derjenigen, die auf verschiedene Art und Weise gegen die Errichtung einer kommunistischen Diktatur nach sowjetischem Vorbild aufbegehrten.
Die Erarbeitung der Seite wurde 2024 aus Steuermitteln auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushalts mitfinanziert.
Kontakt
Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Tel. 0351 4695548