Schicksalsklärung 81 Jahre nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion – Drei Beispiele aus Sachsen
21.06.22
Am 22. Juni 1941 begann der Angriff des nationalsozialistischen Deutschlands auf die Sowjetunion. Während des als Vernichtungskrieg geplanten und durchgeführten Feldzugs gerieten etwa 5,3 Millionen Soldaten der Roten Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft. Schätzungsweise die Hälfte von ihnen verlor infolge katastrophaler Lebensbedingungen oder gezielter Tötungen ihr Leben. Auch 81 Jahre danach ersuchen noch Angehörige der Gefangenen um Auskunft zum Verbleib ihrer Vorfahren. Die Dokumentationsstelle Dresden ist nach wie vor eine der wichtigsten Anlaufstellen für entsprechende Anfragen in der Bundesrepublik Deutschland.
Auf die Personendatenbank mit mehr als 900.000 Datensätzen, die auf der russischsprachigen Website der Stiftung Sächsische Gedenkstätten https://ru.stsg.de/cms/node/11118 in Teilen durchsuchbar ist, werden hunderttausendfache Zugriffe verzeichnet. Wegen Personalmangels kann die Dokumentationsstelle lediglich Auskünfte zum Verbleib von Kriegsgefangenen auf dem Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen erteilen. Die übrigen Anfragenden werden an das Bundesarchiv, Arolsen Archives, Gedenkstätten sowie an Suchdienste und Archive in Russland verwiesen.
Allein in der ersten Jahreshälfte 2022 gingen bei der Dokumentationsstelle 315 Ersuchen um Auskünfte zu diesem Personenkreis ein. Die Anfragen kommen vor allem aus den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion, aber auch aus den USA, Israel und sogar aus Taiwan. Von den 41 erfolgreichen Schicksalsklärungen zu sowjetischen Kriegsgefangenen in Sachsen seien drei im Folgenden genauer vorgestellt.
Zu dem Bauer und Soldaten Alexej Losowoj, geboren am 9. August 1916 in Omelgorod in der Ukraine, fragte sein Enkel Bogdan Matviichuk an. Nach der Gefangennahme wurde Alexej Losowoj in das Kriegsgefangenenlager Stalag IV B Mühlberg an der Elbe deportiert, wo er registriert wurde und die Lagernummer 144400 erhielt. Von dort verlegte man ihn später in das Lager Stalag IV G in Oschatz. Im Weiteren musste er in den Arbeitskommandos Frankenbergmotorenwerk in Hainichen, bei der „Eisenbahngesellschaft Döbeln“ sowie bei Rudolf Hänsel in Döbeln Zwangsarbeit leisten.
Die Anfrage zum Maurer und Soldaten Petros Owsojan, geboren 1912 in Georgien, Armenier, erreichte die Dokumentationsstelle per E-Mail. Petros Owsojan war am 26. Mai 1942 in der Nähe von Losowaja (Ukraine) gefangengenommen worden. Über das Lager Stalag 355 in Proskurow kam er nach Mühlberg, wo er registriert wurde und die Lagernummer 164331 erhielt. Am 12. September 1942 ging er auf Transport in das Stalag 307 Zweiglager Zajerzierce (heute Polen). Während des Transportes verstarb er am 15. September 1942.
Eine Urenkelin bat um Auskunft zu Bata Badmaew. Der Burjate, Bauer, Buddhist und Soldat wurde 1903 geboren. Nach seiner Gefangennahme kam er in das Lager Mühlberg. Von hier aus wurde er in das Lager Stalag IV G Oschatz und später in das Lager Stalag IV F Hartmannsdorf deportiert. Im August 1943 leistete er Zwangsarbeit im Arbeitskommando Heimat-Kraftfahrpark in Leipzig.
Kontakt:
Valerian Welm (Dokumentationsstelle Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten)
Tel. 0351 4695547