Dokumentationsstelle Dresden verzeichnet enormen Anstieg von Anfragen zu sowjetischen Kriegsgefangenen
26.02.20
Allein im Januar und Februar 2020 gingen etwa 200 Anfragen, vor allem aus Russland, Weißrussland und der Ukraine ein, während im gesamten Jahr 2019 etwa 300 Anfragen gezählt worden waren. Hintergrund des Anstiegs ist der 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges, der in der Öffentlichkeit der erwähnten Länder als „Tag des Sieges“ große Aufmerksamkeit erfährt. Viele Angehörige werden dadurch zur Suche nach ihren Vorfahren angespornt, die während des „Großen Vaterländischen Krieges“ (1941–1945) kämpften oder in deutsche Gefangenschaft gerieten bzw. seitdem als vermisst gelten. Obgleich die vom Freistaat Sachsen geförderte Dokumentationsstelle Dresden seit Beendigung der Bundesförderung für ihr internationales Projekt zu sowjetischen und deutschen Kriegsgefangenen (2000 bis 2014) nur noch Auskünfte zum Verbleib von Kriegsgefangenen auf dem Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen erteilen kann, ist sie bislang die wichtigste Anlaufstelle für entsprechende Anfragen in der Bundesrepublik Deutschland geblieben. Auf die im Rahmen des Forschungsprojektes entstandene Personendatenbank mit mehr als 900 000 Datensätzen, die auf der russischsprachigen Website der Stiftung Sächsische Gedenkstätten https://ru.stsg.de/cms/node/11118 in Teilen durchsuchbar ist, werden hunderttausendfache Zugriffe verzeichnet.
Trotz der äußerst begrenzten personellen Ressourcen versuchen die beiden vollbeschäftigten Mitarbeiter der Dokumentationsstelle, allen Anfragenden Auskunft zu erteilen, zumindest über Einrichtungen in Deutschland (Bundesarchiv, Arolsen Archives, Gedenkstätten) und Russland (obd-memorial), die über weitere Informationen verfügen und Auskunft geben. Viele Anfragende sind für jeden Hinweis dankbar.
Unter den Anfragenden ist jedoch auch ein nicht geringer Teil, deren Großväter, Väter oder Onkel auf dem Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen in Kriegsgefangenschaft waren bzw. hier ihre letzte Ruhestätte fanden. Auch Anfragen zu in Sachsen eingesetzten sowjetischen Zwangsarbeitern („Ostarbeiter“) häufen sich. Die Dokumentationsstelle kann in diesen Fällen oft nähere Hinweise zur Grablage und mitunter sogar Fotos der Grabsteine zur Verfügung stellen. Immer wieder bringen die Angehörigen ihre große Dankbarkeit für diese humanitäre Arbeit zum Ausdruck, die nach wie vor von erheblicher Bedeutung für die deutsch-russischen Beziehungen und für die Völkerverständigung ist.
Kontakt:
Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Tel. 0351 4695548
bert.pampel@stsg.de
www.dokst.de