Dokumentationsstelle Dresden erforscht Urteile sowjetischer Militärtribunale in Dresden 1945–1955. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur fördert Projekt der Stiftung Sächsische Gedenkstätten
09.01.20
Die Dokumentationsstelle Dresden wird in Kooperation mit den Gedenkstätten Münchner Platz Dresden und Bautzner Straße Dresden in den kommenden drei Jahren Urteile sowjetischer Militärtribunale (SMT) gegen Deutsche in Dresden erforschen. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat hierfür zum Jahresende 2019 eine Förderung in Höhe von bis zu 77 000 Euro bewilligt. Zusammen mit der Förderung durch den Freistaat Sachsen und Spenden stehen damit Mittel von bis zu 200 000 Euro für das Projekt zur Verfügung.
Das Projekt strebt die möglichst vollständige Erfassung und Dokumentation aller SMT-Verurteilten in Dresden an. Bereits während der Projektlaufzeit sollen wichtige Personendaten auf der Website der Stiftung Sächsische Gedenkstätten veröffentlicht werden. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden für die Forschung, für Angehörige und für die Bildungs- und Vermittlungsarbeit von Gedenkstätten von Nutzen sein.
Die Gesamtzahl der von SMT in der sowjetischen Besatzungszone verurteilten deutschen Zivilisten beträgt nach Angaben der Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation zwischen 35 000 und 40 000 Personen. Sie standen unter anderem wegen der Beteiligung an NS- und Kriegsverbrechen, wegen „antisowjetischer Propaganda“, wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Spionage für westliche Geheimdienste, wegen angeblicher Zugehörigkeit zu Untergrundorganisationen, wegen Waffenbesitz oder wegen krimineller Delikte vor Gericht. Zu mindestens 10 000 Verurteilten von ihnen gibt es nach wie vor keinerlei Hinweise auf die Urteilsgründe.
Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle Dresden sowie des Projektes, schätzt die Zahl der in Dresden von sowjetischen Militärtribunalen Verurteilten auf 2 500 bis 3 000 Menschen und meint: „Wir freuen uns sehr über Förderzusage. Das Projekt ermöglicht es uns, auch neue Quellen in russischen Archiven zu erschließen.“
Die Dokumentationsstelle hilft, die Verfolgungsgeschichte und den Verbleib von Menschen zu klären, die während der nationalsozialistischen Diktatur oder der kommunistischen Gewaltherrschaft in der SBZ/DDR ihrer Freiheit oder ihres Lebens beraubt worden sind.
Kontakt:
Dr. Bert Pampel, Leiter der Dokumentationsstelle Dresden | Stiftung Sächsische Gedenkstätten
Tel. 0351 4695548
bert.pampel@stsg.de
www.dokst.de