Wichard von Heynitz (1921–1941)
Wichard Erdmann von Heynitz wurde am 18. Dezember 1921 in Dresden als Sohn des Juristen Dr. Aurel von Heynitz geboren. Er wurde einige Monate nach seiner Geburt evangelisch getauft. Mit seinen Eltern und dem Bruder Benno lebte er seit 1927 auf dem Rittergut Weicha in der Lausitz, dass Wichard vererbt und zunächst von seinem Vater geführt wurde.
Im benachbarten Gröditz besuchte er von 1928 an drei Jahre die Volksschule mit guten bis befriedigenden Ergebnissen. Wichard galt als lebhafter Junge. Er spielte auch Mund- und Handharmonika. Er besuchte noch zwei Jahre ein anthroposophisches Institut in der Lausitz bevor bei ihm Anzeichen einer geistigen Behinderung auftraten. Dem Schulleiter der Volksschule fiel Wichard durch sein Verhalten auf, so dass ihn dieser 1934 beim Bezirksschulamt in Bautzen anzeigte. Auch der Hausarzt hatte Wichard schon aufgrund der Diagnose „angeborener Schwachsinn“ beim Bezirksarzt in Bautzen gemeldet. Die Meldung war seit Inkrafttreten des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ Pflicht. Deshalb mussten ihn seine Eltern auf eine Vorladung hin durch den zuständigen Amtsarzt untersuchen lassen.
Im Mai 1937 kam er auf ärztlichen Ratschlag in den Heidehof, eine kirchliche Einrichtung zur Behindertenbetreuung unweit von Dresden. Zur Familie bestand weiterhin ein enger Kontakt durch Briefwechsel und gegenseitigen Besuch. Kurz nach seiner Ankunft wurde für ihn das Sterilisationsverfahren eingeleitet, das am 6. April 1938 vom „Erbgesundheitsgericht“ beim Amtsgericht Dresden beschlossen wurde. Sein Vater, der gleichzeitig sein gesetzlicher Vertreter war, hätte gegen diesen Beschluss vermutlich Widerspruch eingelegt. Jedoch war er kurz zuvor verstorben.
Fast vier Monate nach seiner Verlegung in die Zwischenanstalt Großschweidnitz 1941, wurde Wichard mit 78 weiteren Patienten in einem Sammeltransport in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein gebracht und dort im Rahmen der „Aktion T4“ höchstwahrscheinlich noch am selben Tag in der Gaskammer ermordet. Die zur Tarnung angegebenen Todesursachen waren Grippe und Kreislaufschwäche. Da seine Familie unweit von der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein wohnte, stellte das Sonnensteiner Personal den „Trostbrief“ von Hartheim in Österreich aus.
Weitere Informationen: Biographie von Benno von Heynitz (1924–2010), Bruder von Wichard von Heynitz, auf der Website der Gedenkstätte Bautzen.
Zur Person
Nachname: | von Heynitz |
Vorname: | Wichard |
Nation/Land: | Deutschland |
Geburtsdatum: | 18.12.1921 |
Geburtsort: | Dresden |
Sterbedatum: | 08.05.1941 |
Sterbeort: | Pirna-Sonnenstein |
Letzter frei gewählter Wohnort: | Weicha |
Begräbnisstätte: | Gröditz |
Orte/Stationen der Verfolgung/Haft |
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Ergänzungen
Quelle(n)/ Literatur |
Boris Böhm/Ricarda Schulze: "…Ist uns allen lebendig in Erinnerung". Biografische Porträts von Opfern der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Anstalt Pirna Sonnenstein, Dresden 2003, S. 96 - 109. |
Dokument(e) |
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