Stefan Hampel (1918–1998)
Stefan Hampel wurde am 23. November 1918 in Wilna geboren. Seine Mutter war Polin, sein Vater ein deutscher Polizeioffizier. Nach der Schulzeit meldete sich Stefan Hampel 1934 freiwillig zum Arbeitsdienst. 1938 schrieb er sich an der Hochschule für Politik in Berlin ein. Wegen kritischer Äußerungen wurde er am 2. Mai 1939 festgenommen. Nach einem Jahr Untersuchungshaft wurde Stefan Hampel 1940 entlassen und in die Wehrmacht eingezogen.
Nachdem er erfahren hatte, dass seine Mutter in Grodno von sowjetischen Sicherheitsorganen verschleppt worden war, nutzte er im Mai 1942 seinen Fronturlaub, um dort nach ihr zu suchen. Dabei wurde er in Wassilischki Augenzeuge einer Massenerschießung von über 2 000 Juden durch Polizei- und SS-Einheiten. Die Erschütterung durch diese Mordaktion veranlasste Stefan Hampel zur Desertion. Fast ein Jahr lang lebte er im Untergrund.
Im Mai 1943 wurde er auf dem Weg in die Schweiz verhaftet und am 11. August 1943 vom Gericht der Wehrmachtkommandantur Berlin wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt. Nach einem Gnadengesuch wurde die Strafe in 15 Jahre Zuchthaus umgewandelt und Stefan Hampel in das Strafgefangenenlager Börgermoor im Emsland überstellt. Im November 1944 wurde er in das Wehrmachtgefängnis Torgau-Fort Zinna verlegt und in das Bewährungsbataillon 500 überstellt. Kurz vor Kriegsende geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er jedoch im Juni 1945 flüchten konnte.
Stefan Hampel lebte zunächst im Osten Deutschlands und ging 1951 in die Bundesrepublik. Mit großem Beharrungsvermögen erreichte er die Anerkennung als Verfolgter des Nationalsozialismus, eine Entschädigungszahlung und eine geringe Rente. Erst 1991 sprach er öffentlich über seine Verurteilung durch ein Wehrmachtgericht.
Zur Person
Nachname: | Hampel |
Vorname: | Stefan |
Nation/Land: | Deutschland, Polen |
Geburtsdatum: | 23.11.1918 |
Geburtsort: | Wilna |
Sterbedatum: | 04.08.1998 |
Sterbeort: | Aachen |
Orte/Stationen der Verfolgung/Haft |
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Ergänzungen
Quelle(n)/ Literatur |
Wolfgang Oleschinski: Ein Augenzeuge des Judenmords desertiert. Der Füsilier Stefan Hampel, in: Wolfram Wette (Hrsg.): Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus der Wehrmacht, Frankfurt am Main 2003, S. 51–59. |
Dokument(e) |
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