Georgij Bowin (1907–1942)
Georgij Bowin war Soldat im 930. Infanterie-Regiment der Roten Armee. Er wurde von deutschen Truppen in der Nähe der ukrainischen Stadt Charkow am 5. Juli 1942 gefangengenommen. Sein körperlicher Zustand wurde mit gesund angegeben. Nach seiner Gefangennahme wurde er wohl mit dem Zug in das deutsche Kriegsgefangenenlager Stalag 344 Vilnius in Litauen transportiert. Von dort gelangte er per Eisenbahntransport in das Kriegsgefangenenlager Stalag 304 (IV H) Zeithain in Sachsen. Dort kam er am 6. August 1942 an und wurde mit der Erkennungsmarkennummer 304 (IV H) 34120 registriert. Das ursprünglich an diesem Tag aufgenommene Bild von Georgij Bowin mit seiner Registrierungsnummer auf der Vorderseite der Personalkarte I wurde nach seinem Tod abgetrennt.
Bei seiner Ankunft in Zeithain muss Georgij Bowin schon ziemlich schwach gewesen sein, denn weniger als zwei Monate später starb er im Lager am 1. Oktober 1942. Als Ursache seines Todes wurde auf der Rückseite der Personalkarte I „allgemeine körperliche Schwäche“ vermerkt. Diese Beschreibung bedeutete nichts weniger, als dass er an den Folgen kontinuierlicher Unterernährung und den allgemeinen Lebensbedingungen während seiner Gefangenschaft verstorben war. Die kurze Zeit zwischen seiner Gefangennahme und seinem Tod deutet daraufhin, dass es zu einer sehr schnellen Verschlechterung seines allgemeinen körperlichen Zustandes gekommen sein muss.
Georgij Bowin gehörte zu der zweiten großen Welle der sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Zuge des Vormarsches der deutschen Armeen im Sommer 1942 in Richtung Stalingrad und Kaukasus sowie bei den Kämpfen im Mittelabschnitt der Ostfront in deutsche Gefangenschaft gerieten. Wahrscheinlich hat er einige andere Kriegsgefangenenlager in den besetzten Gebieten in der Ukraine oder Weißrussland durchlaufen, bevor er schließlich in Vilnius ankam. Insgesamt betrachtet kam er sehr schnell nach Deutschland, denn es verging nur ein Monat zwischen seiner Gefangennahme und seiner Ankunft in Zeithain. Gerade lang dauernde Transporte waren insbesondere durch völlig unzureichende Ernährung und sehr schlechte hygienische Zustände gerade in den Eisenbahnwaggons gekennzeichnet. Dieser Umstand mag für seinen schlechten körperlichen Zustand bei seiner Ankunft in Zeithain verantwortlich gewesen sein. Anders als die Masse seiner mit ihm eintreffenden Kameraden wurde Georgij Bowin nach seiner Registrierung nicht in ein Arbeitskommando versetzt, um dort zu arbeiten. Verantwortlich hierfür war seine schlechte körperliche Verfassung, die letztendlich durch seinen frühen Tod bestätigt wurde. Georgij Bowin wurde am 2. Oktober 1942 in einem Massengrab auf dem „Russenfriedhof Jacobsthal“ bestattet. Er war der 13004. Tote des Kriegsgefangenenlagers Zeithain. Seine Söhne Viktor und Boris haben keine Erinnerung an ihren Vater und lebten bis vor wenigen Jahren im Ungewissen darüber, was mit ihrem Vater geschehen war.
Zur Person
Nachname: | Bowin |
Vorname: | Georgij |
Nation/Land: | Sowjetunion |
Geburtsdatum: | 03.11.1907 |
Geburtsort: | Mytischtschi (Oblast Moskau, Russland) |
Sterbedatum: | 01.10.1942 |
Sterbeort: | Kriegsgefangenenlager Zeithain |
Begräbnisstätte: | Kriegsgefangenenfriedhof Jacobsthal, ehemals „Russenfriedhof Jacobsthal“ |
Orte/Stationen der Verfolgung/Haft |
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Ergänzungen
Quelle(n)/ Literatur |
Osterloh, Jörg: Ein ganz normales Lager. Das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager 304 (IV H) Zeithain bei Riesa/Sa. 1941 bis 1945; Leipzig 1997. Streit, Christian: Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941-1945; Bonn 1991. |
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