Kino im Freihof: „Murer – Anatomie eines Prozesses“
Datum:
Veranstalter:
Gedenkstätte Bautzen, Anderer VeranstalterOrt:
Gedenkstätte Bautzen, Weigangstraße 8a, 02625 Bautzen
Murer – Anatomie eines Prozesses
2018 | Österreich, Luxemburg| Regie: Christian Frosch | 137 min | mit Karl Fischer, Karl Markovics u. a.
Der angesehene österreichische Großbauer und Politiker Franz Murer war im Zweiten Weltkrieg einer der Hauptverantwortlichen für die Tötung der Juden in Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Nach dem Krieg lebt Murer nahezu unbehelligt in Österreich, bis er 1962 nach einer juristischen Intervention des „Nazi-Jägers“ Simon Wiesenthal vor Gericht gestellt wird. Viele Holocaust-Überlebende reisen an, um gegen Murer auszusagen. Trotz einer erdrückenden Beweislage endet der Prozess mit seinem Freispruch.
In diesem Gerichtsfilm wird mittels originaler Dokumente Franz Murers Beteiligung am Holocaust nachgezeichnet. Regisseur Christian Frosch wollte weniger zum wiederholten Male die Verbrechen des NS-Regimes nacherzählen. Stattdessen soll der mit zahlreichen Auszeichnungen versehene Film zeigen, wie sich in Österreich Täter, Opfer und Zusehende darstellten und weiter darstellen. Laut dem Regisseur basiere das österreichische Narrativ nicht auf Verdrängung, sondern auf bewussten Lügen, die Täter zu Opfern machen und Opfer zu den eigentlichen Schuldigen erklären.
Vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Knapp 60 Millionen Menschen verloren während des sechs Jahre dauernden Krieges ihr Leben. Auch die Gefängnisse sollten ihren Beitrag zum deutschen Sieg leisten: Personal, Verpflegung und Material wurden gekürzt, die Häftlingszahlen stiegen und Zwangsarbeit für die Kriegswirtschaft galt fortan als Hauptaufgabe des Strafvollzugs. Die Bautzener Gefängnisse wurden immer mehr zu Rüstungsfabriken, zudem entstanden in der Region Strafgefangenenlager. Die Gefangenen wurden ungeachtet ihres Zustandes maximal ausgebeutet. Überfüllung, Hunger, Verwahrlosung, Krankheiten und Tod prägten zunehmend den Haftalltag.
Unter dem Vorwurf der „Vorbereitung zum Hochverrat“ waren während des Zweiten Weltkrieges viele Menschen in den Bautzen Gefängnissen eingesperrt und wurden später hingerichtet. Die gesellschaftliche und juristische Aufarbeitung war in der Bundesrepublik wie auch in der DDR uneinheitlich: Manche ehemals Verfolgte wurden zu Helden zu stilisiert, andere Opfergruppen wurden vergessen. Die in der gemeinsamen Sommerkinoreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Bautzen mit dem Steinhaus e. V. aufgeführten Filme beruhen auf wahren Begebenheiten. Sie behandeln die zum Teil schwierige und erst sehr spät einsetzende Aufarbeitung von Nazi-Verbrechen, die Erinnerung an deren Opfer und die Perspektive der Nachgeborenen auf die Vergangenheitsbewältigung und ihre familiäre Auseinandersetzung.
Die Gedenkstätte Bautzen hat an den Vorführtagen durchgängig von 10:00 Uhr bis Filmende geöffnet. Um 20:00 Uhr findet eine kostenfreie öffentliche Führung durch die neue Dauerausstellung „Haft unterm Hakenkreuz. Bautzen I und II 1933 – 1945“ statt. Alle Filmvorführungen beginnen um 21:30 Uhr. Es gibt Getränke und Snacks.
Kontakt:
Sven Riesel (Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen)
Tel. 03591 530362
sven.riesel@stsg.de