Kino im Freihof: „Die Blumen von gestern“
Datum:
Veranstalter:
Gedenkstätte Bautzen, Anderer VeranstalterOrt:
Gedenkstätte Bautzen, Weigangstraße 8a, 02625 Bautzen
Die Blumen von gestern
2016 | Deutschland, Österreich | Regie: Chris Kraus | 125 min | mit Lars Eidinger, Jan Josef Liefers, Hannah Herzsprung, Rolf Hoppe u. a.
Der Holocaust-Forscher Totila Blumen ist nicht amüsiert, als seine Kollegen versuchen, aus einem Auschwitz-Kongress ein werbefinanziertes Event zu machen. Als man ihm dann auch noch die junge und recht nervige Studentin Zazie vor die Nase setzt, ist der stets überlegte Mann am Ende. Zazie jedoch scheint ihre ganz eigene Agenda zu haben, die eng mit Totilas Familiengeschichte verknüpft ist: Sein Großvater war General der Waffen-SS, Zazies Großmutter wurde von Nazis ermordet.
Totos Arbeitsplatz ist die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg. Mit Gründung der „Zentralen Stelle“ vor 60 Jahren begann die systematische Verfolgung nationalsozialistischer Untaten. Vor diesem Hintergrund und der eigenen Familiengeschichte des Regisseurs Chris Kraus erzählt der Film die familiäre Auseinandersetzung der dritten Generation von NS-Tätern und Holocaust-Opfern. Dem Film gelingt es, zwischen vor Witz sprühenden Dialogen und obskurer Situationskomik Figuren voller Tiefe und Tragik zu schaffen.
Vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Knapp 60 Millionen Menschen verloren während des sechs Jahre dauernden Krieges ihr Leben. Auch die Gefängnisse sollten ihren Beitrag zum deutschen Sieg leisten: Personal, Verpflegung und Material wurden gekürzt, die Häftlingszahlen stiegen und Zwangsarbeit für die Kriegswirtschaft galt fortan als Hauptaufgabe des Strafvollzugs. Die Bautzener Gefängnisse wurden immer mehr zu Rüstungsfabriken, zudem entstanden in der Region Strafgefangenenlager. Die Gefangenen wurden ungeachtet ihres Zustandes maximal ausgebeutet. Überfüllung, Hunger, Verwahrlosung, Krankheiten und Tod prägten zunehmend den Haftalltag.
Unter dem Vorwurf der „Vorbereitung zum Hochverrat“ waren während des Zweiten Weltkrieges viele Menschen in den Bautzen Gefängnissen eingesperrt und wurden später hingerichtet. Die gesellschaftliche und juristische Aufarbeitung war in der Bundesrepublik wie auch in der DDR uneinheitlich: Manche ehemals Verfolgte wurden zu Helden zu stilisiert, andere Opfergruppen wurden vergessen. Die in der gemeinsamen Sommerkinoreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Bautzen mit dem Steinhaus e. V. aufgeführten Filme beruhen auf wahren Begebenheiten. Sie behandeln die zum Teil schwierige und erst sehr spät einsetzende Aufarbeitung von Nazi-Verbrechen, die Erinnerung an deren Opfer und die Perspektive der Nachgeborenen auf die Vergangenheitsbewältigung und ihre familiäre Auseinandersetzung.
Die Gedenkstätte Bautzen hat an den Vorführtagen durchgängig von 10:00 Uhr bis Filmende geöffnet. Um 20:00 Uhr findet eine kostenfreie öffentliche Führung durch die neue Dauerausstellung „Haft unterm Hakenkreuz. Bautzen I und II 1933 – 1945“ statt. Alle Filmvorführungen beginnen um 21:30 Uhr. Es gibt Getränke und Snacks.
Kontakt:
Sven Riesel (Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen)
Tel. 03591 530362
sven.riesel@stsg.de