Zum Tod von Harald Knaußt
19.01.22
„Wir müssen der heutigen Jugend vermitteln, was damals mit uns passiert ist!“ Dieser Satz trieb Harald Knaußt immer wieder um, an das Speziallager Bautzen zu erinnern. Am 9. Januar 2022 ist Harald Knaußt im Alter von 92 Jahren gestorben. Seiner mahnenden Stimme haben wir es maßgeblich zu verdanken, dass in Bautzen jedes Jahr an den Aufstand im „Gelben Elend“ von 1950 gedacht wird. Er stand als Zeitzeuge zur Verfügung, unterstützte den Aufbau der Gedenkstätte Bautzen, gab Interviews und verfasste Artikel. Wir werden Harald Knaußt als engagierten und aufrechten Menschen vermissen.
Harald Knaußt wurde am 26. März 1929 in Rudolstadt (Thüringen) geboren. 1942 begann er eine Handelslehre, um das elterliche Geschäft zu übernehmen. Im April 1945 erfolgte seine Einberufung zum „Volkssturm“. Die Ausbildung konnte er nicht beenden, da der sowjetische Geheimdienst ihn im Mai 1946 verhaftete. Der Vorwand lautete auf „Gründung einer illegalen Terror-Organisation“. Insgesamt zwölf Angeklagte mussten sich wegen angeblicher „Werwolftätigkeit“ vor dem Sowjetischen Militärtribunal Gera verantworten, darunter auch sein Freund und sein Cousin. Harald Knaußt erhielt wegen „illegaler Gruppenbildung“ und „Sabotage“ ein Strafmaß von 25 Jahren Zwangsarbeit und kam ins Speziallager Bautzen. Dort erkrankte er schwer an Rippenfellentzündung sowie Tuberkulose. Besonders aber prägten ihn die Erlebnisse des 31. März 1950, als der erste und gleichzeitig größte Häftlingsaufstand in der DDR brutal niedergeschlagen wurde. Viele der gegen die unmenschlichen Haftbedingungen im Bautzener „Gelben Elend“ aufbegehrenden Gefangenen erlitten dabei schwere Verletzungen. 1955 wurde Harald Knaußt entlassen. Anschließend floh er in die Bundesrepublik. In Wuppertal beendete er seine kaufmännische Ausbildung. Knaußt arbeitete in der Metallindustrie sowie in Leitungspositionen verschiedener Kaufhaus-Filialen in Köln und Hannover. Harald Knaußt heiratete 1957 und wurde Vater dreier Kinder. Erst 2002 rehabilitierte ihn die russische Militärstaatsanwaltschaft.
Kontakt:
Susanne Hattig (Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Gedenkstätte Bautzen)
Tel: 03591 530363
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